Tagebau Turów ist Risiko für Zittau
Zittau, 14. Oktober 2020. Die "DDR", in der für manche "nicht alles schlecht war", hatte schon seit Ende der Siebzigerjahre Pläne entwickelt, die Mandaustadt von Süden und Norden her zwischen Braunkohle-Tagebauen einzukesseln. Mit der Realisierung der Voraussetzungen dafür war längst begonnen worden, als die Pläne im Frühjahr 1990 endlich gekippt wurden. Doch nun droht neues Ungemach, diesmal durch den Braunkohletagebau im benachbarten Polen.
Folgen des Braunkohleabbaus unzureichend berücksichtigt?
Thema: Kraftwerk und Tagebau Turów
Der Tagebau Turów – angelegt als Tagebau Hirschfelde, ab 1947 unter polnischer Verwaltung zunächst Kopalnia Turoszów (Bergwerk Türchau) – liegt bei Zittau auf der polnischen Seite der Lausitzer Neiße. Er beliefert das ab 1962 errichtete gleichnamige Kraftwerk. Im Jahr 2020 wurde die Betreiberlizenz zunächst für sechs Jahre verlängert, insgesamt sollen Tagebau und Kraftwerk bis 2044 betrieben werden.
Einem polnischen "Beschluss" aus dem Jahr entsprechend (der Zittauer Anzeiger berichtete, siehe Themenkasten) soll der Tagebau fortgeführt und erweitert werden. Nun aber ist eine im Auftrag der Frank Bold Society und von Greenpeace Deutschland entstandene Arbeit des Geologen Dr. habil. Ralf E. Krupp zu dem Schluss gekommen, dass vom fortgesetzten Bergbau in der Grube Turów erhebliche Risiken für die Stadt Zittau und die umliegenden Ortschaften (Luftbild auf Google) ausgehen werden. Angeführt werden in der wissenschaftlichen etwa eine zu erwartende langwierige Belastung mit sauren Grubenwässern, Grundwasserabsenkungen, Bodensenkungen von 36 bis 72 Zentimetern im Stadtgebiet von Zittau und im schlimmsten Fall ein Durchbruch der Lausitzer Neiße in das Tagebaugebiet. Einen Überblick gewährt die neben der Gesamtfassung die ebenfalls zum Download verfügbare Zusammenfassung der Studie. Der Weiterbetrieb des Tagebaus Turów in seiner geplanten Form würde demnach deutlich größere Auswirkungen auf das Leben in der Stadt Zittau haben als bisher von der Betreibergesellschaft, der PGE Polska Grupa Energetyczna S.A., dargestellt wurde.
Der Zittauer Oberbürgermeister Thomas Zenker hat die Studie von unabhängigen Fachleuten auf ihre Plausibilität prüfen lassen. Er zeigt sich besorgt um die Zukunft Zittaus, falls auch auch nur ein Teil der Prognosen eintreffen sollte: "Aus Zittauer Sicht haben weder die deutschen Fachbehörden noch der polnische Betreiber bislang derart drastische Folgen im Genehmigungsverfahren diskutiert." Als Konsequenz forderte Oberbürgermeister Zenker die Fachbehörden des Freistaats Sachsen dazu auf, dringend die Risiken erneut zu prüfen und gegebenenfalls nach dem Vorbild der tschechischen Seite rechtliche Schritte gegen das Vorhaben zu unternehmen.
Zenker verweist darauf, dass schon das bisherige Genehmigungsverfahren nicht zufriedenstellend gewesen sei. Auch stehe infrage, ob die gesetzlichen Anforderungen einer europäischen Umweltverträglichkeitsprüfung erfüllt seien. Zenker weiß sehr wohl um die Konsequenzen, wenn das Vorgehen gegen die polnischen Pläne zur Fortsetzung des Braunkohleabbaus erfolgreich ist: "Nach wie vor gilt: Wir haben nicht das Recht, unseren Nachbarn von heute auf morgen wichtige Erwerbsgrundlagen zu entziehen. Aber der Schutz unserer Stadt und Region und ihrer Bevölkerung muss selbstverständlich vollständig gewahrt bleiben."
Mehr:
Heike Schwalbe: Zittaus kohlenschwarze Perspektive
Erschienen auf Sächsische.de am 25. September 2018.
Die Studie kann, auch in Kurzform, in deutscher und englischer Sprache auf der Webseite der Stadt Zittau heruntergeladen werden.
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- Quelle: red
- Erstellt am 14.10.2020 - 14:30Uhr | Zuletzt geändert am 14.10.2020 - 15:44Uhr
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