Experten am Bau

 Experten am BauZittau, 29. März 2022. Wer in Eigenregie und mit viel Eigenleistung baut oder saniert, hat immer etwas zu erzählen. Gerade im ländlichen Raum des Landkreises Görlitz und der Dreiländerregion ist es noch immer üblich, dass Leute aus dem Dorf oder dem Verein bei den unterschiedlichsten Bauarbeiten mit anfassen und helfen.

Vollständig saniert oder nicht, das liegt in Zittau oft dicht beieinander und trägt zum Reiz der Stadt bei
Symbolfoto: © Görlitzer Anzeiger
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Halbwissen ist auch am Bau kein guter Ratgeber

Halbwissen ist auch am Bau kein guter Ratgeber
"Restauriert 1957" steht an diesem Haus in der Ansicht von der Schulstraße in der Nähe der Zittauer Neustadt
Symbolfoto: © Görlitzer Anzeiger

Das größte Problem dabei ist, wenn der Bauherr – oder die Baudame, womit einmal mehr die Grenzen des Genderismus aufgezeigt wären – in aller Regel nicht selbst der Experte für Bau und Sanierung ist.

Dann liegen zwei Situationen nahe:

  1. Alle warten ab und es geht nicht voran, weil niemand sagt, wie etwas gemacht werden soll.

  2. Jeder hat eine eigene Meinung, wie bestimmte Arbeiten ausgeführt werden sollten. Alle diskutieren, aber auch in diesem Fall geht es nicht voran.
Kommt eine Diskussion auf, setzt sich beileibe nicht durch, wer am besten Bescheid weiß. Außerdem diskutieren immer wieder viele mit, die zwar nur wenig zum Thema beitragen können, aber nicht zurückstehen möchten – fast fühlt man sich an die Politik erinnert, wo nahezu regelmäßig Experten und Expertinnen auftreten, die aus Gründen des Klimaschutzes den Kohlendioxidverbrauch senken wollen. Wer jetzt nicht grinst, dem muss es deutlicher gesagt werden: Es geht um die Senkung der CO2-Emissionen und zu diesem Zweck oft um einen geringeren Ressourcenverbrauch fossiler Brennstoffe. Vielleicht ist es in der Politik wie auf der Baustelle oder eben in der Küche: Viele Köche verderben den Brei.

Erfahrung am Bau ist nicht zu ersetzen

Um grobe Baufehler zu vermeiden, sollte der Bauherr zumindest mit einem erfahrenen Berater zusammenarbeiten. Das kann etwa ein Bauplaner ein oder – auch das gibt es – ein Bauunternehmer im Ruhestand, dem zu Hause die Decke auf den Kopf fällt. Ihre Lektion in Sachen Baufehler haben wohl jene am gründlichsten gelernt, die im Osten Anfang der 1990er ein älteres Haus in Eigenregie saniert haben: Plötzlich gab es moderne Baustoffe und Haustechnik, aber niemand hatte Erfahrungen im Umgang damit geschweige denn wirklich Ahnung davon.

Die Handwerker der ersten Stunde mussten erst einmal selbst Bedienungs- und Verarbeitungsanleitungen studieren und oft genug gab es Faktoren, mit denen überhaupt niemand gerechnet hat. Nur ein Beispiel: Unmittelbar nach der deutschen Wiedervereinigung war nicht nur das Abwassernetz nicht so ausgebaut wie heute, sondern auch die Trinkwasserversorgung – das hat fast 20 Jahre gedauert. Der Bauunternehmer rückte stolz mit seiner neuen Mörtelmischpumpe an, um die Fußbodenheizung zu vergießen, woran aber keiner dachte: Die Hauswasserversorgung aus eigenem Brunnen brachte derartige Druckschwankungen mit sich, dass der Estrich deutlich dicker wurde als beabsichtigt. Nun ja, man sagt, bei den modernen Niedertemperaturheizungen sei ein solch träges Heizsystem von Vorteil – aber jetzt um Himmels Willen keine Diskussion zu diesem Thema starten!

Als zum Mauern und Verputzen nur Mauermörtel, den man außerdem selbst mischen musste, zur Verfügung stand, konnte man nicht viel falsch machen. Heute gibt es für jede Anwendung ganz spezielle Baustoffe, was den Laien schnell überfordert.

Aufpassen, wenn Fördermittel im Spiel sind

Der Eigenleistung sind schnell Grenzen gesetzt, wenn etwa eine energetische Sanierung mit Fördermitteln der öffentlichen Hand beziehungsweise einer speziellen Förderbank realisiert werden soll. Oft gehört es zu den Förderbedingungen, dass die Arbeiten von zertifizierten Fachbetrieben ausgeführt werden müssen. Manch Sanierungswilliger kratzt sich angesichts solcher Vorgaben am Kopf und stellt fest: Die Fördermittel decken den Mehraufwand, den die zu beauftragenden Unternehmen verursachen. Andererseits ist es zweifelsohne der berechtigte Anspruch des Gesetzgebers, dass öffentliche Mittel nur in fachgerecht ausgeführte Sanierungen fließen.

Neue Materialien – neue Herausforderungen

Hinzu kommt: Am Bau ziehen neue Werkstoffe ein und man sollte zumindest so viel Überblick haben, dass man weiß, wie und wofür man sie einsetzen kann. So kann manan vielen Stellen etwa weitestgehend universelle HPL Platten verwenden, weil sie bemerkenswerte Eigenschaften haben: Widerstandsfähig, wetterfest, kratzfest und leicht zu reinigen machen sie zu einer guten Wahl bei der Fassaden- oder Brüstungsverkleidung sowie in der Küche oder als Tür. Für manche ist auch die gute Umweltverträglichkeit wichtig, für andere wiederum der nahezu völlig entfallende Pflegeaufwand: abwischen und gut.

Auch angesichts der angezogenen Holzpreise setzen Heimwerker immer öfter auf Aluminium oder eben die erwähnten HPL-Platten. "HPL" steht übrigens für "high pressure laminate, zu Deutsch: Hochdrucklaminat. Nach der Bedeutung des Kürzels zu fragen empfiehlt sich übrigens, wenn jemand mal wieder alles ganz genau über HPL-Platten weiß. Eine Erklärung in so einer Situation war "Hochbauplatte" – da sollte jemand mal anfangen, sich eine Platte zu machen, wie man intensives Nachdenken gern umschreibt.

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  • Quelle: TEB
  • Erstellt am 29.03.2022 - 14:59Uhr | Zuletzt geändert am 29.03.2022 - 15:39Uhr
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