Bürgschaften: Eine heikle Angelegenheit?
Zittau, 11. Juni 2021. "Dafür bürge ich mit meinem guten Namen!", ist ein geflügeltes Wort, doch was ist solch eine Bürgschaft letztendlich wert? Was kann man sich für den guten Namen eines anderen kaufen? Wenn es um Bürgschaften geht, sollte man genauer hinsehen.
Grundlegende Unterschiede im privaten und im geschäftlichen Bereich
Im modernen Geschäftsleben hat der "gute Name" – wie er als Sinnbild des Ehrbegriffs auch in Schillers Ballade "Die Bürgschaft" obsiegt – an zumindest im Finanzierungsbereich an Bedeutung verloren. Ging es vor inzwischen etlichen Jahrzehnten um einen Kredit, dann gab es vor Ort einen Bankier oder zumindest einen Kundenbetreuer, der die Familienverhältnisse beziehungsweise das Unternehmen kannte und den "guten Namen" zu den Sicherheiten zählte. Heute sind es vor allem Computer, von denen die Bonität eines Kunden eingeschätzt wird, hinzu kommen jeweils bankinterne Richtlinien – dem persönlichen Kundenbetreuer, sofern es ihn überhaupt noch gibt, bleibt kaum ein Ermessensspielraum.
Private Bürgschaften
Was private Bürgschaften betrifft, so gilt der Grundsatz: Bürgen sollte man besser nicht. Hintergrund: Bürgschaften im Privatbereich sind oft gefragt, wenn Geld für eine Anschaffung nötig ist. Die Bürgen denken dann, es “wird schon gutgehen”. Doch solche Konstellationen stehen unter einem schlechten Stern und die Probleme beginnen schon damit, dass sich jemand etwas leistet, das er oder sie sich eigentlich nicht leisten kann. Also muss ein Kredit her und weil keine Sicherheiten vorhanden sind, kommen Bürgen ins Spiel.Wird aber jemand einen Kredit – Tilgung plus Zinsen – abzahlen können für eine Sache, die er oder sie sich zum Zeitpunkt der Kreditaufnahme nicht leisten konnte? Mit einiger Wahrscheinlichkeit nicht – und dann müssen die Bürgen den Kopf oder besser gesagt das Portemonnaie hinhalten. So kann man verwandtschaftliche Verhältnisse oder Freundschaften auf Dauer zerstören.
Merke:
Kredit aufzunehmen in der Hoffnung auf bessere Zeiten ist ein hochriskantes Spiel, dessen Risiko man als Bürge grundsätzlich nicht übernehmen sollte.
Bürgschaften in der Wirtschaft
"In der Wirtschaft sind Bürgschaften in einigen Branchen Usus, vor allem dann, wenn es- um große Geldsummen geht,
- die Leistungserbringung ein komplexes Projekt ist oder
- das Ergebnis von nicht vorhersehbaren und nicht beherrschbaren Zufällen abhängt",
erklärt der Markersdorfer Unternehmensberater und Digitalunternehmer Thomas Beier auf die Frage nach der Bedeutung von Bürgschaften. Bürgschaften im Fall, dass jemand zwar Geld – sprich Kredit – braucht, aber keine Sicherheiten beibringen kann, seien in der Geschäftswelt eher die Ausnahme. Angesichts des Bürgschaftszwecks verwundert es nicht, dass vor allem Bauunternehmen und Generalauftragnehmer, Anlagenbauer sowie Garten- und Landschaftsbauer im Geschäftsalltag immer wieder Bürgschaften beibringen müssen.
Aber wozu brauchen diese Unternehmen Bürgschaften? Die Antwort ist einfach: Weil sie Sicherheitsleistungen erbringen müssen; etwa um Anzahlungen von Kunden, die Vertragserfüllung an sich und später auch die Gewährleistung finanziell abzusichern. Bei öffentlichen Auftraggebern, die Aufträge ausschreiben, benötigen Unternehmen bei Zuschlag außerdem oft einen Bürgen dafür, dass sie die beauftragten Leistungen – abgesehen von Nachträgen – auch zum Angebotspreis erbringen werden. Bei der Bauhandwerkersicherung hingegen geht es darum, die Bezahlung von Subunternehmern zu gewährleisten. Wer all das mit eigenem Geld machen wollte, hätte bald keine verfügbaren – liquiden – Mittel mehr, denn jeder Cent müsste für den schlimmsten Fall der Fälle, sollte er eintreten, zurückgehalten werden.
Bankbürgschaft oder Bürgschaftsversicherung?
Neben den herkömmlichen Bankbürgschaften wie jenen der unterschiedlichen Kreditinstitute oder der Bürgschaftsbank Sachsen sind inzwischen Versicherer in dieses Geschäftsfeld vorgestoßen. Das ist naheliegend, denn im Grunde hat eine Bürgschaft den Charakter einer Versicherung: Kannst du wider Erwarten nicht zahlen, dann springe ich für dich ein! Der generelle Vorteil einer Bürgschaft besteht für den Bürgschaftsnehmer darin, dass er eigenes Geld nicht blockiert. Wird die Bürgschaft von einer Versicherung – man spricht von einer Bürgschaftsversicherung – übernommen, dann kommt hinzu, dass die Kreditlinie bei der Bank nicht belastet wird.Allerdings beschränken sich Versicherer teils auf einzelne ausgewählte Bürgschaften wie die Anzahlungsbürgschaft, die Vertragserfüllungsbürgschaft oder die Gewährleistungsbürgschaft. Ein Konditionenvergleich und nähere Informationen sind in jedem Fall anzuraten, reichen die Antragsbläufe bei den einzelnen Anbietern doch von selbsterklärend und einfach bis hin zu papierlastig und kompliziert. Oft entscheidend sind jedoch die Tarife – zum Schluss entscheidet für den Kaufmann noch immer der spitze Bleistift.
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- Quelle: TEB | Foto: © BeierMedia.de
- Erstellt am 11.06.2021 - 07:34Uhr | Zuletzt geändert am 11.06.2021 - 08:22Uhr
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