Wenn Unternehmen und Familie zusammengehören
Zittau, 14. Mai 2021. Von Thomas Beier. Familienunternehmen werden oft als das Rückgrat der deutschen Wirtschaft bezeichnet, was, salopp gesagt, Rückenprobleme nahelegt – und Tatsache: Jetzt, wo im Osten des wiedervereinigten Deutschlands die Gründergeneration der frühen Neunzigerjahre in den Ruhestand geht oder bereits vererbt wird, zeigt sich, wo das Konfliktpotential solcher in den vergangenen Jahrzehnten meist vom Inhaber geführten Unternehmen liegt: in der Familie des Eigentümers.
Besondere Konstellationen in Familienunternehmen oft nicht berücksichtigt
Niemand garantiert demjenigen, der ein Unternehmen oft unter Entbehrungen und persönlichen Risiken aufgebaut hat, dass sich in der Familie ein geeigneter und noch dazu nicht gänzlich unwilliger Nachfolger findet – die Ansprüche an das eigene Leben haben sich gewandelt. Immer wieder sagen die Kinder, in deren Hände das Unternehmen gelegt werden soll: Nein, so wie du wollen wir uns nicht abrackern!
Geht es um die Nachfolge, zeigt das Leben die ganze Bandbreite menschlicher Verhaltensweisen, denn findet sich unter den Kindern des Gründers resp. der Gründerin ein für die Nachfolge geeignetes und zudem williges, entsteht das nächste Konfliktfeld: Die anderen scheuen zwar Aufwand und Verantwortung, aber profitieren wollen sie schon. Mit Geschichten darüber ließen sich Bände füllen, die tiefen Einblick in die Abgründe menschlicher Charaktere geben.
Doch nicht erst, wenn es um Nachfolge und Erbe geht, sollte die Familie berücksichtigt werden. Das Thema gehört bereits in die Gründungsberatung, noch genauer ins erste Vorgespräch. Hier muss ein verantwortungsbewusster Unternehmensberater mit Expertise und Erfahrung bereits sondieren, wie sich der Übergang des Gründers in die berufliche Selbständigkeit in familiärer Hinsicht auswirken wird. Zieht etwa die Familie angesichts der bevorstehenden zeitlichen Belastungen nicht mit oder ist der Partnerin beziehungsweise dem Partner unternehmerisches Denken in Chancen und Risiken völlig fremd, sind Krisen in der Beziehung wie auch im Unternehmen vorprogrammiert.
Unternehmer zu werden, das verändert den Menschen: Neue Interessen, neue Beziehungen, verändertes Freizeitverhalten. Ganz auffällig – mehrfach so erlebt – wird das, wenn Frauen aus, nennen wir es so, ganz normalen Familien in die Selbständigkeit gehen, ihre irgendwo angestellten Männer aber in einem tradierten Rollenbild verharren. Während die Gründerinnen geradezu zwangsläufig ihre Persönlichkeit entwickeln und immer selbstbewusster werden, sehen die Männer ihr bisheriges Familienleben schwinden und opponieren.
In der mit Fördermitteln gespickten Gründungsberatung kommen diese erfolgskritischen Aspekte nicht vor, dafür muss in einem Unternehmenskonzept vieles wiedergegeben werden, was der Gründer längst weiß. Der Eindruck, das Konzept werden für eine Förderstelle und nicht für den Gründer erstellt, drängt sich auf. Hinzu kommen falsche Prioritäten wie bestimmte Wettbewerbsbetrachtungen, die Suche nach einer "Marklücke" oder nach "Alleinstellungsmerkmalen", die niemand braucht.
Nein, die Unternehmensberatung für Familienunternehmen muss besonderen Ansprüchen genügen, insbesondere systemischen Betrachtungen folgen. Ein Aspekt ist, dass die Bande innerhalb einer Familie eben etwas anderes sind als eine Vertragsbeziehung unter Fremden. Die Abwägung, wo Rücksicht genommen und wo klare Ansage gemacht werden muss, braucht viel Fingerspitzengefühl, stets steht die Folgenabschätzung nicht nur für das Unternehmen, sondern auch für die Familie im Raum.
Eine weitere Besonderheit in kleineren Familienunternehmen ist die immer wieder patriarchalische Unternehmensführung: Mitarbeiter sind immer wieder gut beraten, sich ein- und unterzuordnen, genießen jedoch bei gut geführte Unternehmen die Vorteile einer engen Bindung.
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- Quelle: Thomas Beier | Foto: © BeierMedia.de
- Erstellt am 14.05.2021 - 10:25Uhr | Zuletzt geändert am 14.05.2021 - 11:19Uhr
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