Nanotechnologie für Zittauer Mammutbaum

Zittau, 11. September 2009. Die aufwändigen Konservierungsarbeiten an dem Stubben des Mammutbaumes vor dem Zittauer Christian-Weise-Gymnasium sind fast abgeschlossen. Die im Juni begonnenen Sanierungsarbeiten an dem wertvollen Naturdenkmal waren notwendig, weil der Zahn der Zeit, aufsteigende Feuchtigkeit, aber auch holzzerstörende Pilze und Insekten dem fossilen Stamm stark zugesetzt hatten.

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Nanoteilchen durchdringen das Holz

So wurde das Holz in drei Etappen komplett mittels Nanotechnologie durch ein in der Region hergestelltes neuartiges Holzkonservierungsmittel gefestigt. „Die dabei entstehenden Teilchen sind bis zu 100.000 mal kleiner als ein Sandkorn von einem Millimeter Größe und können daher das Holz in seinen Poren, Kernen und Zellwänden durchdringen und sich nachfolgend zu Mikromonolithen vereinigen und verfestigen“, erklärte Diplomrestaurator Ulrich Michel.

Durch Zusätze wird das Holz so auch gegen tierische und pflanzliche Schädlinge resistent. Um das Konservierungsmittel einzubringen, waren mehr als 160 Bohrungen in den Stubbenfuß notwendig. „Zudem ist nun die Entflammbarkeit fast vollständig reduziert und das Gefahrenpotenzial durch die Leinöltränkung herabgesetzt“, ergänzte Michel.

Im Einzelnen erfolgte eine Abdichtung gegen Bodenfeuchte, eine Schutzbehandlung gegen Schadinsekten und Pilze, die schonende Behandlung des zersetzten Innenkernes sowie die Befestigung von losen und abgebrochenen Holzstücken. Der Grund wurde mit ökologischem Wuchshemmer behandelt, um den im Pavillon auftretenden Bewuchs einzudämmen.

Zuvor ist der Stubbenfuß mit einem Mikrosandstrahlverfahren von Moos- und Salzablagerungen befreit worden. Etwa 80 Bohrungen im Erdreich regulieren nun den Wasserablauf. Damit wurde die Sogwirkung des Stammes reduziert und Randbereiche abgedichtet. Der umlaufende Boden ist mit einem Kiesbett belegt.

Bei den vorangegangenen Untersuchungen hatte sich herausgestellt, dass der Fuß des Stumpfes Feuchtigkeit aus dem umgebenden Erdreich bis in etwa 60 cm Höhe über der Oberkante des Erdreiches gezogen hat. Durch einen tieferen Aushub wurden eine Asche-Schlacke-Schicht und stützende Steine entfernt, die wie eine feuchte Packung wirkten und mit Salz- und Moosbildung unerwünschte Nebeneffekte hervorgebracht hatte.

Durch Thermospannung zwischen dem Kern und den äußeren Schichten entstanden starke Ablösungen, die durch Vorschädigung von seltenen Schädlingen und deren Fraßmehl sowie durch Würfelbruch und Klimaschwankungen hervorgerufen wurden. Dazu erfolgten im vergangenen Jahr Messungen der relativen Luftfeuchte und der Temperaturen.

1932 wurde der Mammutbaumstumpf von dem Heimatgeologen Dr. Curt Heinke und zahlreichen Helfern aus der Hartauer Tongrube geborgen und vor dem Johanneum aufgestellt. Bereits in den 60er Jahren erfolgten Untersuchungen und Konservierungen des Baumstumpfes. Um das Naturdenkmal vor der Verrottung zu bewahren, restaurierte und konservierte Ulrich Michel ihn bereits in den Jahren 2002/03 mit einer von ihm speziell für urzeitliches Material entwickelten Methode. Zur Sicherung langjähriger Haltbarkeit wurde der Baumstumpf 2004 mit einem Glaspavillon eingehaust. Trotzdem musste festgestellt werden, dass sich der Zustand des Mammutbaumstumpfes wiederum verschlechtert hatte.

Die neuen Maßnahmen kamen durch das Zusammenwirken von Landratsamt, der Stadt Zittau, mit Projektmanager Andy Paul sowie Diplomrestaurator Ulrich Michel aus Klingenberg zustande. Tatkräftige Unterstützung kam auch vom Christian-Weise-Gymnasium.

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  • Quelle: red
  • Erstellt am 11.09.2009 - 15:07Uhr | Zuletzt geändert am 18.08.2022 - 21:05Uhr
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