Asphalt statt Pflastersteine?
Großschönau, 8. März 2022. Manchmal steckt falsch verstandener Fortschritt dahinter, wenn Städte und Ortschaften ihr unverwechselbares Bild oder besser gesagt ihre Identität verlieren. Uniforme Discounter-Bauten, sanierte Fassaden und Dächer, denen man die Preiskalkulation ansieht und selbst Straßenbeläge löschen nach und nach aus, was die Orte und damit auch die Menschen geprägt hat.
Stadtforum Zittau spricht sich für Erhalt des historischen Straßenbelags aus
Solche Überlegungen mögen dazu beigetragen haben, dass das Stadtforum Zittau, ein eingetragener Verein, am vergangenen Sonntag die nachstehende E-Mail an die Gemeindeverwaltung Großschönau geschrieben hat:
Sehr geehrter Herr Bürgermeister Peuker,
das Stadtforum Zittau hat erfahren, dass in Großschönau beabsichtigt ist, das Pflaster der Gabelsberger Straße zu entfernen und durch Asphalt zu ersetzen.
Diese Entscheidung sollte aus folgenden Gründen überdacht werden:
1. Nachhaltigkeit
Die Straße ist völlig intakt, es besteht keine Notwendigkeit, Ressourcen - auch finanzieller Art - die anderswo nötiger gebraucht werden, für eine Neugestaltung aufzuwenden.
Pflasterstraßen sind nachhaltiger und langlebiger. Muss eine Asphaltstraße im Regelfall alle 20 Jahre neu gemacht werden, hält eine gut gesetzte Pflasterfläche gut 100 und mehr Jahre, hier können Kosten für zukünftige Generationen vermieden werden.
2. Umweltverträglichkeit
Bei kommenden, heißeren Trockenphasen hat eine Pflasterfläche Vorteile, sie erhitzt sich weniger stark als eine Asphaltfläche. Es ist auch davon auszugehen, dass wir immer öfters mit langanhaltenden Regenfällen nach längeren heißeren Trockenphasen zu tun haben werden. Da macht es Sinn, das Wasser länger in oberen Schichten zu halten (zu speichern), um Überflutungen der Kanalisation und Überschwemmungen zu vermeiden. Sand als Pflasterbettung kann Wasser, je nach Kornabstufung bis zu 25-30% des Volumens, in verdichtetem Zustand aufnehmen. Das gespeicherte Wasser steht danach an heißeren Tagen als Verdunstungskälte zur Verfügung.
3. Gestaltungsüberlegungen
Früher waren in unserer Region Pflasterstraßen häufig anzutreffen, sie gehörten zum vertrauten Bild der Oberlausitz. In den letzten 30 Jahren ist ein Großteil dieser Straßen verlorengegangen.
Großschönau als Tourismusort sollte sich vom Einheitsbrei anderer Orte positiv abheben. Hierzu gehört auch eine optisch ansprechende Gestaltung der Infrastruktur. Pflasterflächen sind wertiger und im Auge des Betrachters einfach schöner.
Hinzu tritt, dass es sich um eine historische Gestaltung, die wohl rund 100 Jahre alt ist, handelt, die zudem noch Besonderheiten aufweist. Die Straße wurde damals im oberen Drittel mit kleineren Granitsteinen gepflastert, damit die Pferde mit den Fuhrwerken einen besseren Halt beim Bergauffahren hatten.
Aus diesen Gründen bitten wir darum, die Planung, die Gabelsberger Straße zu asphaltieren, nochmals zu überdenken, zumal im Zuge der Bahnhofssanierung bereits im unmittelbaren Umgriff Pflasterflächen verlorengegangen sind.
Mit freundlichen Grüßen
Thomas Göttsberger
stellv. Vorstand Stadtforum Zittau
Soweit die E-Mail. Bilder der Straße sind auf Facebook zu sehen.
Kommentar:
Was an historischen Bauwerken – dazu zählen auch Straßen – verloren geht, kommt nie wieder. Schon dieser Gedanke sollten manchen, der an Fortschritt und Kostenoptimierung denkt, zum Innehalten bringen. Warum eine intakte Straße von ihrem robusten und in diesem Fall ganz besonders regionaltypischen Belag befreien und durch Asphalt ersetzen? Weil die Anwohner über rumpelnde Autos klagen? Mit einem Tempolimit, das zugleich die Sicherheit verbessert, wäre das leicht zu beheben.
Und man muss ja nicht einmal Anhänger sonderlich grüner Ansichten sein um einzusehen, dass sinnloser Ressourcenverbrauch heute erst rechnet nicht mehr in die Zeit passt. Je länger die Pflasterstraße liegt, um so nachhaltiger ist ihre Wirkung.
Das Argument, alles so haben zu wollen wie anderswo, wäre kein gutes, meint
Ihr Thomas Beier
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- Erstellt am 08.03.2022 - 13:27Uhr | Zuletzt geändert am 08.03.2022 - 14:02Uhr
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