Gendersprache erweitert
Zittau, 1. April 2021. Es gibt Institutionen, die beweisen, dass Wissen und Weisheit zweierlei sind. Gemeint sind Hochschulen, die Studenten, die als Unterkategorie dieser Bezeichnung in bestimmten Situationen tatsächlich Studierende sind, durchfallen lassen, weil der Hinweis, dass bei bestimmten Bezeichnungen selbstverständlich alle Geschlechter gemeint sind und dass nur zwecks besserer Lesbarkeit darauf verzichtet wird, das stets und immer wieder zu erwähnen, als Grund für die Nichtanerkennung einer wissenschaftlichen Arbeit ausreicht. Wenn derlei Bevormundung in der Wissenschaft möglich ist, läuft gewaltig etwas schief – jetzt aber soll es noch dicker kommen.
Pauschale Betonung von Geschlechtsunterschieden
Sehr zu recht wird immer stärker darauf hingewiesen, wie ähnlich doch Säugetiere und Menschen sind. Sie, also die Tiere, entwickeln ebenfalls Emotionen, kennen Schmerz und Freude. Um die 97 oder 98 Prozent des Genoms von Schimpansen und Menschen stimmen überein und bei manchem Zeitgenossen in Menschengestalt, so scheint es, ist der Abstand sogar deutlich kleiner, etwa wenn das Gehirn außerstande ist, Fakten von Fakes zu unterscheiden oder bereits schon nur wenig komplexe Zusammenhänge nicht erfasst werden können. Interessant dabei: Genetisch sind Männer den Schimpansen ähnlicher als menschlichen Damen: Das sollte zu denken geben.
Ob die Ähnlichkeiten im Genom dazu geführt haben, dass jetzt ist die Unsitte des Genderismus auf die Tierwelt übergesprungen ist? Selbsternannte Sprachwächter achten darauf, dass auch bei Tieren korrekt nach Männlein, Weiblein und Diversen unterschieden wird. So müssen Zoologische Gärten und Tierparks ein Tierwohnheim etwa mit "Affenhaus (m/w/d)" beschriften, um so kenntlich zu machen, dass hier Affen unterschiedlichen Geschlechts hausen müssen. Wo bei den Elefanten bisher die Elefantenkuh vor allem dann in Erscheinung trat, wenn es um den Nachwuchs, das Elefantenbaby, ging, ist jetzt von Elefäntinnen und Elefanten die Rede. Tarää, würde Benjamin Blümchen rufen! An Tierschutzeinrichtungen geht der Kelch vorüber, solange sie sich dem Tier – obgleich ein möglicherweise vielgeschlechtliches Lebenwesen, grammatikalisch aber eine Sache – widmen. Eine Hundepension hingegen muss darauf hinweisen, dass neben Rüden auch Hündinnen willkommen sind.
Wie wichtig die gendersprachlichen Sensibilitäten sind, zeigt sich bei Katzen. Die Katze zur Kätzin zu machen, wäre Doppelmoppel, deswegen ist der Hinweis auf "Katzen und Kater" korrekt. Aus Datenschutzgründen darf aber nicht angegeben werden, ob nur kastrierte Tiere angenommen werden. Auf jeden Fall aber sind die Mitgliederinnen und Mitglieder von Tierschutzorganisationen froh, durch das Tiergendern neue Aufmerksamkeit zu erlangen.
Sprache wandelt und entwickelt sich, wobei auch Widersprüche zu Tage treten. Während etwa bei den Geschlechtern immer stärker differenziert wird, tritt an anderer Stelle eine Vereinheitlichung, um nicht zu sagen Verflachung, ein: So wurde "das ist geil" zum Oberbegriff für Schönes, Reizvolles, Aufregendes. Das zeigt: Gendersprache ist nicht geil. Beim Menschen wirkt Gendersprache diskriminierend, wenn sie notorisch und oberlehrerhaft bei jeder nur sich bietenden Gelegenheit darauf hinweist, dass Frauen auch Menschen sind und damit das Gegenteil ihres Anspruchs bewirkt.
Wer Gleichstellung erreichen will, sollte bedenken: Das Ziel der Gleichstellung setzt Ungleichbehandlung voraus. Jer näher eine Gesellschaft aber der Gleichstellung aller ihrer Mitglieder kommt, umso weniger ist es gerechtfertigt, Ungleichheiten pauschal zu betonen.
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- Quelle: TEB | Bildquelle: fotogerd34, Pixabay License
- Erstellt am 01.04.2021 - 11:20Uhr | Zuletzt geändert am 03.04.2021 - 18:45Uhr
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