Spezialpreise 2019 für Ausstellungen in Zittau und Großschönau
Dresden, 24. Februar 2020. Die sächsische Staatsministerin für Wissenschaft und Kunst Dr. Eva-Maria Stange hat schon am 23. September 2019 den siebten Sächsischen Museumspreis übergeben. Den mit 20.000 Euro dotierten Hauptpreis erhielt das Museum Naturalienkabinett Waldenburg. Außerdem wurden zwei Spezialpreise in Höhe von jeweils 5.000 Euro verliehen. Sie gingen an das Städtische Museum Zittau für die hervorragende Restaurierung, Erforschung und Ausstellung der Zittauer Epitaphiensammlung und an das Deutsche Damast- und Frottiermuseum Großschönau für die innovative Vermittlung des technischen Erbes mit der Gesellschaft vor Ort.
Oberlausitz hat eine bunte Museumslandschaft – von klein und ehrenamtlich bis hochprofessionell
Das Städtische Museum Zittau zeigt seit Juli 2017 den "Zittauer Epitaphienschatz" dauerhaft in der Klosterkirche. Zittauer wohlhabende Kaufleute und auch einfache Handwerker ließen im 16. und 17. Jahrhundert in den Zittauer Kirchen reich gestaltete und mit Bildern versehene Grabdenkmäler errichten. Die Bildwerke geben einen Einblick in die Glaubensvorstellungen der evangelisch-lutherischen Bürgerschaft Zittaus nach der Einführung der Reformation.
Das Deutsche Damast- und Frottiermuseum Großschönau bewahrt die einzigartige örtliche Textilgeschichte. Von Großschönau ausgehend verbreiteten sich zwei besondere textile Herstellungsverfahren in ganz Deutschland: 1666 wurde hier die kunstvolle Damastweberei eingeführt, 1856 kam die Frottierweberei in den Ort. Die Jury zeigte sich vom gemeinsamen Engagement des Fördervereins, des Ortes, des Museums und von Bürgern beeindruckt.
Ein Preis für nichtstaatliche Museen
Der Sächsische Museumspreis wir an nichtstaatliche Museen als Anerkennung für die Pflege und die Profilierung der sächsischen Museumslandschaft sowie für beispielhafte Leistungen verliehen. Er soll auch die Wertschätzung der Öffentlichkeit für die Museen im Freistaat Sachsen ausdrücken und ein Dank an die engagierten Mitarbeiter und die vielen ehrenamtlichen Helfer sein.Ratgeber und Förderer der mehr als 400 nichtstaatlichen Museen in Sachsen ist die Sächsische Landesstelle für Museumswesen, die an die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden angegliedert ist. Die Sächsische Landesstelle für Museumswesen hat im vergangenen Jahr mit Mitteln des sächsischen Kunstministeriums 77 Projekte in Museen in kommunaler oder gemeinnütziger privater Trägerschaft – großenteils im ländlichen Raum – gefördert. Mit rund 815.000 Euro wurden beispielsweise Bilder restauriert oder angekauft und Ausstellungen neu gestaltet. In der Oberlausitz kamen bereits das Museum Bautzen, das Kulturhistorische Museum Görlitz, das Schlesische Museum zu Görlitz, Das Konrad-Zuse-Museum Hoyerswerda und i Kamenz / Kamjenc das die Städtischen Museen und das Museum der Westlausitz in den Genuss der Förderung.
Laudatio zur Verleihung des Spezialpreises für die Ausstellung in der Klosterkirche Zittau
Aus Zittau waren Oberbürgermeister Thomas Zenker und Museumsdirektor Dr. Peter Knüvener zur Preisverleihung in die sächsiche Landeshauptstadt gekommen. Die Laudatio hielt Dirk Birgel, Chefredakteur der Dresdener Neuesten Nachrichten (DNN). Er sagte:"Sehr geehrte Frau Staatsministerin Dr. Stange, meine sehr verehrten Damen und Herren, mein Name ist Dirk Birgel. Ich bin Chefredakteur der Dresdner Neuesten Nachrichten und durfte nunmehr zum vierten Mal in der Jury zur Auswahl des Sächsischen Museumspreises mitwirken. Es ist mir eine große Ehre und auch Freude in diesem Jahr die Laudatio auf den Preisträger für den ersten Spezialpreis zu halten.
Bevor ich dazu komme, möchte ich Ihnen, Frau Ministerin Stange, herzlich dafür danken, dass Sie die Wertschätzung für diesen Preis während Ihrer Amtszeit immer hochgehalten haben, was nicht zuletzt darin zum Ausdruck kommt, dass Sie auch dieses Jahr die Verleihung vornehmen. Möge Ihr Nachfolger, möge er/sie/es männlich, weiblich oder divers sein, um nicht gleich zu Beginn in die Genderfalle zu tappen, möge diese Person rot, grün oder schwarz sein, sie möge bitte Ihrem Beispiel folgen.
Und lassen Sie mich bitte noch einen Dank aussprechen: Die Bewerbungen waren wie immer exzellent aufbereitet, die Mitarbeiter des SMWK perfekt vorbereitet. Mein Kompliment. Meine zweite Erfahrung: Innerhalb der Jury gab es keine Hemmungen. Wir haben lebhaft diskutiert, teilweise sogar leidenschaftlich. Und wir haben sehr schnell festgestellt, dass die Museen so unterschiedlich in ihren Grundvoraussetzungen sind, dass es eigentlich kaum möglich ist, sie miteinander zu vergleichen. Da gibt es die großen Museen, die einen leistungsfähigen Träger haben, personell gut ausgestattet sind und hochprofessionell arbeiten können. Da sind aber auch kleine Museen mit einem bescheidenen Etat, die es ohne das große, oft ehrenamtliche Engagement ihrer Betreiber nicht geben würde. Auch diese Museen tragen, selbst wenn sie selten in die engere Auswahl kommen, einen wichtigen Teil zur Vielfalt der sächsischen Museumslandschaft teil.
Doch nun zum eigentlichen Grund meiner Anwesenheit. Es gilt ein Museum zu ehren, dessen Angebot nicht nur einzigartig in Sachsen ist, sondern das in Europa und der Welt seinesgleichen sucht. Da ich gehalten bin, es etwas spannend zu machen, möchte ich mit meinen Eindrücken beginnen, die ich beim Besuch dieses Museums gesammelt habe. Alles wirkt sehr aufgeräumt, nicht überladen, der Besucher tritt ein mit dem Gefühl, nicht überfallen zu werden. Die Exponate sind in einem phantastischen Zustand, die Beleuchtung ist exzellent, die deutsch und englischsprachigen Erklärtafeln zu den einzelnen Stücken sind hochinformativ und kompakt. Man erfährt alles nötige, ohne dass Gefühl zu haben: so genau wollt‘ ich es eigentlich gar nicht wissen.
Und wenn doch noch eine Frage offen bleibt, dann ist ein freundlicher Mensch parat, der diese kompetent beantwortet. Zunächst dachte ich, ich hätte es mit einem ehrenamtlichen Museumsfreund zu tun, aber es war tatsächlich ein fest angestellter Hüter des musealen Schatzes. Das ist in Zeiten professioneller Wachdienste selbst in den großen Häusern wahrlich keine Selbstverständlichkeit mehr.
Was mir besonders gut gefallen hat, dass auch die Schüler vor Ort sich mit der Geschichte beschäftigen und ein eigenes Exponat zur Ausstellung beigesteuert haben. Es handelt sich um… Ach nein, lassen Sie sich noch einen kurzen Moment auf die Folter spannen, ehe ich den Schleier lüfte. Wir haben als Jury in den letzten Jahren viele Museen gesehen, die hoch professionell betrieben werden und solche, in die viel Herzblut fließt. Bei unserem Preisträger ist beides der Fall. Es handelt sich um die Städtischen Museen Zittau, genau genommen um den Epitaphienschatz in der Klosterkirche. Zusammen mit den Exponaten der Kreuzkirche geben die 80 Gedächtnistafeln einen großartigen Einblick in das Totengedenken der frühen Neuzeit. Angesehene Bürger der Stadt ließen sich ebenso wie vermögende Emporkömmlinge mit dem Epitaph ihr kleiner persönliches Denkmal setzen. Eine Sammlung, die, wie eingangs erwähnt, ihresgleichen sucht.
Die Exponate sind herausragend restauriert und in Szene gesetzt. Besondere Beachtung verdienen meines Erachtens auch die jeweiligen Rahmen, die sich ebenfalls in sehr gutem Zustand befinden. Die Schautafeln liefern zudem einen hochinteressanten Einblick in Jahrhunderte alte und längst vergessene Handwerkstechniken.
Besonders ist auch der Raum. Normalerweise dienen kunst- und kulturhistorische Werke in Kirchen der Zierde des Gotteshauses – hier ist es genau umgekehrt. Das Sakrale bildet nur den Rahmen für die Epitaphien, die hierdurch eine unverwechselbare Präsenz bekommen. Ich könnte jetzt noch viel mehr über den Epitaphienschatz und vielleicht noch die Zittauer Fastentücher erzählen. Aber für diejenigen unter Ihnen, meine Damen und Herren, die das alles kennen, hieße das, Eulen nach Athen zu tragen. Allen anderen rufe ich zu: Zittau ist eine Reise wert.
In Anerkennung für eine hervorragende Restaurierung, Erforschung und Ausstellung der Epitaphiensammlung geht der Spezialpreis des Sächsischen Museumspreises 2019, dotiert mit 5.000 Euro, an die Städtischen Museen Zittau, vertreten durch Oberbürgermeister Thomas Zenker und Museumsdirektor Dr. Peter Knüvener. Herzlichen Glückwunsch!"
Mehr:
Der Zittauer Anzeiger berichtete am 2. August 2017 mit einer großen Bildstrecke über die Ausstellung des Zittauer Eotaphienschatzes in der Klosterkirche.
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- Quelle: red | Foto: © Zittauer Anzeiger
- Erstellt am 24.02.2020 - 20:13Uhr | Zuletzt geändert am 10.09.2020 - 12:46Uhr
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