Jugend lernt politisches Handwerk

Ostritz | St. Marienthal. Die Jugendlichen des Internationalen Kinder- und Jugendparlaments „Neiße“ trafen sich vom 9. bis 11. März 2007 im Internationalen Begegnungszentrum Sankt Marienthal zum Workshop „Planspiel Kommunalpolitik“ des Bildungswerkes Kommunalpolitik Sachsen e. V. Für die Teilnehmer aus Polen, Tschechien und Deutschland waren es drei schöne, zugleich aber auch lehrreiche und anstrengende Tage.

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Workshop „Planspiel Kommunalpolitik“

Worum ging es im Planspiel? In einem schwierigen mehrsprachigen Verhandlungs- und Wahlmarathon wurde die Verwaltungsspitze und der Stadtrat einer imaginären Stadt Wattenburg gebildet. Der Politberater erklärte den Jugendlichen aus Polen, Tschechien und Deutschland am Beispiel der imaginären Stadt Wattenburg den Ablauf einer Stadtratsitzung. Im Anschluss daran mussten die Jugendlichen selbst in die Rollen der Stadträte, des Bürgermeisters und der Presse schlüpfen, um das vorher Gelernte nun selbst fachmännisch anzuwenden.

In imaginären Kleinstadt gibt es ein vielfältiges politisches und kulturelles Leben. Industrie und Gewerbe entwickeln sich und im „Stadtsäckel“ stehen 1,5 Mio. Euro frei zur Verfügung. In den Fraktionen, der Bürgerinitiative und der örtlichen Presse wird fieberhaft gearbeitet - es geht um einen neuen Skaterpark für Jugendliche in der Nähe eines Altenheimes. Pro und Contra wurden erörtert, es gab Gespräche und Verhandlungen zwischen den Fraktionen sowie ganz neue Ideen. Mit fundierten und sprachlich ausgefeilten Anträgen und Begründungen vertraten die Jugendlichen dann engagiert ihre Meinungen in kulturvoller Weise im Wattenburger Stadtrat.

In einer 90minütigen Verhandlungspause gab es den Kaffee-Klatsch mit Stadträten aus Zittau, Hradek und Bogatynia. Die Stadträte Frau Dreifke, Herr Hannemann (Zittau), Herr Stefaniak und Herr Szczotka (Bogatynia) sowie Herr Horinka und Herr Dlouhy (Hradek) gaben aus unterschiedlicher Sicht ihre Erfahrungen zum Thema: „Wie autonom ist Kommunalpolitik?“ weiter. Sehr authentisch erfuhren die Jugendlichen, dass Spielräume immer vorhanden sind, wenn man überparteiliche Sacharbeit leistet, finanzielle Zwänge aber durchaus eine große Rolle spielen und die Entscheidungsfreiheit sehr einschränken. Je besser es also um den kommunalen Haushalt steht, um so autonomer ist Kommunalpolitik möglich.

Interessiert und zugleich auch skeptisch nachfragend erfuhren die Jugendlichen von Plänen zum Bau eines kulturellen Zentrums mit Kino und Museum in Hradek, einer Fußgängerzone im Zentrum Bogatynias sowie eines Erlebnisbades und einer Eishalle in Bogatynia.

Unter souveräner Leitung von „Bürgermeisterin“ Josefine Dreifke berieten die Wattenburger Stadträte anschließend weiter, stellten ihre Anträge und stimmten am Ende für den Kompromissantrag von CDU und SPD zum Bau eines Sportzentrums.

Alles nur Spiel? Nein, denn am besten lernt man im Tätigsein und der aktiven Auseinandersetzung. Außerdem hatten die Jugendlichen die Möglichkeit, die Sitzung und ihr eigenes Auftreten per Film und fachmännischer Beratung durch den Politberater Robert Hein noch einmal als Außenstehende kritisch zu betrachten und zu diskutieren.

Lernen für morgen und erfahren, dass Teilhabe an politischen Entscheidungen Spaß macht, wird auch für die Zukunft eine lebendige Bürgerbeteiligung an kommunalen Entscheidungsprozessen sichern.

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  • Quelle: /Dr. Volker Beer, Referatsleiter
  • Erstellt am 17.03.2007 - 19:11Uhr | Zuletzt geändert am 17.03.2007 - 19:19Uhr
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