Stadtverwaltung Zittau reagiert auf Coronainfektionen

Stadtverwaltung Zittau reagiert auf CoronainfektionenZittau, 14. November 2020. Auch an den Beschäftigten der Zittauer Stadtverwaltung geht die Corona-Pandemie nicht vorbei: Vorgestern waren es insgesamt vier von ihnen, die positiv auf eine Infektion mit dem Coronavirus SARS-CoV-2 getestet wurden. Elf Angestellte schickte das Qesundheitsamt des Landkreises Görlitz in Quarantäne, darüber hinaus arbeiten zwei der Angestellten aus allgemeiner Fürsorge des Arbeitgebers von zu Hause aus. Spurlos bleibt das nicht.

Abb: Rathaus Zittau
Foto: © BeierMedia.de
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Oberbürgermeister Zenker: "Alles tun, um Verschärfung der Lage zu vermeiden"

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Sind die Blätter gefallen, lässt sich Zittau bei einem Spaziergang ganz neu entdecken
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Thema: Corona-Pandemie

Corona-Pandemie

Die Infektionen mit dem neuartigen Coronavirus (SARS-CoV-2) verlaufen pandemisch. Lebensgefahr besteht bei einer Erkrankung an Covid-19 vor allem für Immungeschwächte und Ältere. Vielfältige Maßnahmen sollen die Ausbreitung verlangsamen, um medizinische Kapazitäten nicht zu überlasten sowie Zeit zur Entwicklung eines Medikamentes und eines Impfstoffs zu gewinnen. Im Blickpunkt stehen auch die Wirtschaft und soziale Auswirkungen.

Der am stärksten betroffene Bereich der Stadtverwaltung Zittau ist das Bauamt mit den Referaten Tiefbau und Straßenverkehrsbehörde. Außerdem sind die Referate Finanzen, Schulen/Sport/Kitas, EDV und Archiv, der Eigenbetrieb sowie die Stabsstelle Städtische Dienstleistungen betroffen. Die Erreichbarkeit dieser Bereiche ist noch gewährleistet, jedoch ist die Arbeitsfähigkeit mehr oder weniger eingeschränkt.

Oberbürgermeister Thomas Zenker bittet die Bürger um Verständnis für die derzeit notwendigen Einschränkungen und dankt allen Mitarbeitern, die vorübergehend andere Aufgaben mit übernehmen: "Es hilft uns aktuell sehr, dass wir viel Unterstützung und Verständnis im Team dafür haben, dass manches prioritär behandelt werden muss, weil davon Termine oder wichtige Entscheidungen abhängen. Wir bemühen uns sehr darum, dass die Bürgerinnen und Bürger möglichst wenige Einschränkungen bei ihren Anliegen spüren."

Hintergrund:
So eine Stadtverwaltung ist für die Bürger, wenn sie effektiv organisiert und ein eingespielter Apparat ist, ein verlässlicher Dienstleister – klar mit allen Eigenheiten, die eine Verwaltung, die nun mal kein Wirtschaftsunternehmen ist, zwangsläufig mit sich bringt. Unter besonderen Bedingungen wie eben aktuell denen der Corona-Pandemie wird jedoch auch die Leistungsfähigkeit einer solchen Organisation gemindert mit der Folge, sich vor allem auf die wirklich wichtigen Dinge konzentrieren zu müssen.

Das birgt natürlich Konfliktpotential, weil mancher Einzelne, der ein Anliegen hat, dazu neigt, das für sich selbst als wichtig einzuschätzen. Hier gilft eine offene und klare Kommunikatione der Verwaltung, etwa darüber, wo der Schuh jetzt drückt:


    • In der Corona-Krise rufen deutlich mehr Leute bei den unterschiedlichsten Ämter an. Dabei geht es nicht nur und einen sachlichen Informationsaustausch, sondern auch darum, seine Sorgen, Ängste und Nöte mitzuteilen oder gar Frust abzuladen, nicht selten auf aggressive Weise.
    • Die Corona-Pandemie bringt eine Reihe zusätzlicher Aufgaben mit sich, die sich zur alltäglichen Sacharbeit addieren – unter anderem von der freiwilligen Besetzung der Pforten bis hin zur Mitwirkung im Krisenstab.
    • Klar werden auch innerhalb der Verwaltung Schutz- und Vorsichtsmaßnahmen konsequent umgesetzt. Schon allein die Kontaktbeschränkungen bremsen Verwaltungsabläufe aus und erschweren die Koordinierung einzelner Aufgabenbereiche.
    • Die Änderungen von Gesetzen und Verordnungen in kurzen Zeitabständen treiben auch die Verwaltung vor sich her, denn schießlich erwarten die Bürger jederzeit klares und sachlich richtiges Verwaltungshandeln.
    • Nicht zuletzt trifft die Pandemie Mitarbeiter ganz persönlich, vor allem, wenn sie in ihrem Arbeitsverhältnis zwangsläufig Kontakt zu vielen anderen Leuten haben: Wer wollte ihnen verdenken, dass sie von der aktuell hohen Inzidenzrate verunsichert sind.

Insofern muss die Stadtverwaltung auf das Verständnis der Bürger bauen, vor allem, wenn die Pandemielage vielleicht über Wochen und Monate anhält und dann Aufgaben vielleicht nicht oder nicht fristgerecht bearbeitet werden, weil, wie gesagt, gegebenenfalls klare Prioritäten gesetzt werden müssen. Falls Referate oder einzelne Ämtern nur noch eingeschränkt erreicht werden können, will die Verwaltung darüber öffentlich informieren.

Was mancher nicht wahrhaben wollte, zeigt nun die aktuelle Pandemieentwicklung: Die Auslastung der Krankenhäuser mit an Covid-10 Erkrankten ist hoch, die Intensivbetreuung nähert sich ihren Kapazitätgrenzen. Wegen des Zeitversatzes zwischen Infektion, Krankheitsausbruch und einsetzendem schweren Verlauf wird auch eine schnelle Absenkung der Infektionsraten die Krankenhäuser nicht so schnell entlasten, die Zahl der durch die Coronainfektion Gestorbenen zunächst dürfte weiter steigen. Tatsachen, die Oberbürgermeister Thomas Zenker zu einem erneuten Appell an alle Zittauerinnen und Zittauer veranlassen. "Bitte halten Sie sich an die coronabedingten verschärften Hygieneregeln. Mir ist sehr bewusst, dass es sich um zahlreiche Einschnitte und Einschränkungen handelt. Angesichts der weiterhin sehr hohen Infektionszahlen und schweren Erkrankungen sollten wir alles tun, eine weitere Verschärfung der Lage zu vermeiden."

Damit die Infektionsgefahr in den teils sehr umfangreichen Sitzungen der Stadtratsgremien sinkt, hat Oberbürgermeister Zenker die Tagesordnungen nochmals deutlich reduziert. In den für November angesetzten Beratungen sollen nur noch unabdingbare und terminlich gebundene Beschlussvorlagen Gegenstand der Debatten sein.


Kommentar und Tipps:

Schaut man sich in Verwaltungen um, ob sie sich nun Amt, Agentur oder Anstalt nennen, stößt man immer wieder auf ausgezeichnete Fachleute, die für ihren Job brennen. Allerdings gibt es ein Manko: In vielen Bereichen – gerade dort, wo es um die Kontakte mit Bürgern geht – gibt es keine wenigstens grundlegende Schulung in Kommunikationsfragen oder Managementmethoden. Besonders wichtig sind dabei Deeskalationsstrategien in der Gesprächsführung. Manch Bürger, der sich an die Verwaltung wendet, hat seine Gedanken tagelang ausgebrütet und sich in Rage gebracht und im Gespräch explodiert dann die Frustblase, wie man das nennt. Darüber wird ausgeblendet, dass die Verwaltungsangestellten auch Menschen sind, die besonders persönliche Angriffe nicht ad acta legen könen, sondern vielleicht lange Zeit mit sich herumschleppen. Wer wollte ihnen verdenken, wenn sie sich einen Schutzpanzer zulegen, der dann aber als kühle und abweisende Verwaltung wahrgenommen wird.

Was beide Seiten tun können:


    • Bevor man sich als Bürger an eine Verwaltung wendet, sollte man sich kurz aufschreiben, worum es geht und was man erreichen möchte – und ja, bitte aufschreiben, weil das zu gedanklicher Klarheit zwingt. Und halten Sie bitte im Kontakt zur Verwaltung Ihr Anliegen absolut getrennt von ihrem Ansprechpartner: Der Person bleibt immer außen vor, in der Sache hingegen dürfen sie klar und konsequent sein; allerdings macht auch gegenüber der Verwaltung der Ton die Musik und wie überall im Leben kommt man mit freudlicher Konsequenz – das Bild der "Eisernen Faust im Samthandschuh" – an besten weiter..

    • Wer als Verwaltungsmitarbeiter an einen gefrusteten Bürger gerät, der lospoltert: Denken Sie immer daran, dass nicht Sie persönlich gemeint sind, sondern gerade als – sorry – Kotzbecken missbraucht werden sollen. Oft ist es ein gutes Mittel, den Gefrusteten einfach reden zu lassen, ob er nun recht hat oder nicht. Mit jeder Einwendung würde sich die Aggression meist nur steigern. Auch das gilt in allen Lebenslagen: Wenn man den Gefrusteten einfach nur reden lässt, hört er irgendwann damit von ganz allein auf – viel schneller, als wenn man sich sofort auf eine Diskussion einlassen würde. Tipp: Fragen Sie den Bürger nach seinen Erwartungen und Lösungsvorschlägen, dann können Sie sortieren, was machbar ist und was nicht und finden leichter den Einstieg in eine sachliches Gespräch.

Beim Blick in die sozialen Netzwerke zeigt sich: Häme, Hass und die Freude, mit auf Basis falscher Informationen andere zu verunsichern oder anzugreifen, sind verbreitet. Machen Sie das nicht mit. Erst seit reichlich 200 Jahren leben wir mit großem Erfolg die Aufklärung. Das können Lügenverbreiter, Verschwörungstheoretiker, Nörgler und Leute, denen aber auch alles recht ist, um sich zu profilieren, nicht aufhalten,

mein Ihr Thomas Beier



In seinem Blog schreibt Thomas Beier, seit mehr als 25 Jahren Freiberuflicher Unternehmensberater und Trainer, umter anderem über Resilienz: Die wunderbare Fähigkeit zum Widerstand – ein Thema, das im Umfeld eines zu deutlicherer Gereiztheit tendierenden gesellschaftlichen Klimas an Bedeutung gewinnt.

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  • Erstellt am 14.11.2020 - 06:18Uhr | Zuletzt geändert am 10.12.2021 - 20:09Uhr
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