Zittauer Bürger äußern sich zu möglichem Fachmarkt-Zentrum
Zittau. Den Anspruch, ernst genommen zu werden, haben die Zittauer Bürger mit der Teilnahme an einer Fragebogenaktion zum eventuellen Fachmarktzentrum auf der Neustadt unterstrichen. Der wohldurchdachte Fragebogen ist durchaus geeignet, ein Meinungsbild wiederzugeben. Entsprechend zeigt sich ein diffrenziertes Ergebnis der Befragungsaktion, das zugleich die schwerwiegenden Bedenken der Bevölkerung gegen die jetzigen Absichten verdeutlicht.
Stadtforum Zittau zum Befragungsergebnis "Geplanter Neubau Fachmarktzentrum Neustadt"
Die zahlreiche Teilnahme an der Fragebogenaktion ist sehr erfreulich und zeigt, dass den Zittauern ihre Stadt am Herzen liegt. Insgesamt wurden 368 Fragebögen zurückgesandt und ausgewertet. Diese Auswertung soll am Dienstag, dem 7. Februar 2012, von Vertretern des Stadtforums an den Zittauer Oberbürgermeister Arnd Voigt übergeben werden.
Alle Zittauer Haushalte einbezogen
Das Informationsblatt mit rückseitigem Fragebogen wurde vor einigen Tagen in alle Zittauer Haushalte verteilt. Von dieser Möglichkeit der vorgezogenen Bürgerbeteiligung wurde reger Gebrauch gemacht, auch um ergänzend eigene Gedanken zum Center mitzuteilen.
Das erwartete recht ausgeglichene Ergebnis, Pro oder Contra eines Fachmarktcenters, fiel im Ergebnis doch recht eindeutig aus. Nur 120 Einsender sind für einen Center-Neubau, 94 Einsender plädieren für einen Neubau in einer Optimierungsvariante (kleinere Verkaufsfläche als geplant, keine Abrisse für den Centerbau) und 190 Zittauer lehnen einen Neubau aus verschiedenen Gründen ab. Mehrfachnennungen waren möglich, wovon es 36 gab. Festzustellen ist, dass auch unter denjenigen, die sich ein Center als Erweiterung der Einkaufsmöglichkeiten wünschen, sehr wenige sind, die parallel dazu keine Bedenken, z.B. wegen des Verkehrsaufkommens, geäußert haben.
Eine große Zahl Zittauer Bürger befürchtet durch einen Center-Bau die Gefährdung der innerstädtischen Geschäfte und plädiert auch dafür, die vorhandene Substanz zu nutzen. 188 Bürger sind der Ansicht, dass alternative Standorte geprüft werden sollten, wohingegen 101 Bürger den bestehenden Standort, vor allem weger seine zentralen Lage, als geeignet einschätzen. Neben zahlreichen Standortalternativen (z.B. Breite Straße, Roburwerk etc.) wünschten sich 99 Bürger eine Prüfung, ob das Center in der Mandaukaserne untergebracht werden kann.
Städtische Einzelhandelsstruktur nicht gefährden / denkmalgeschützte Häuser erhalten
Die Bürger äußern darüber hinaus im Fragebogen mannigfaltige Bedenken zum geplanten Center-Bau. Hauptsächlich bestehen Bedenken zur wirtschaftlichen Verträglichkeit gegenüber der innerstädtischen Einzelhandelsstruktur (235 Stimmen), zur verkehrstechnischen Erschließung (258 Stimmen), der Lärmbelastung (207 Stimmen) und der Umweltbelastung durch Liefer- und Personenverkehr (195 Stimmen).
Das Stadtforum spricht sich klar gegen den großflächigen Abriss von denkmalgeschützter Substanz für das geplante Center aus. Obwohl Vieles saniert werden konnte, ging in den Jahren seit der Wende schon zu viel verloren. Dies sehen viele Bürger offensichtlich genauso. 252 Stimmen sprechen sich gegen den Abriss von denkmalgeschützten Häusern aus. 244 Bürger befürchten durch das Center negative Auswirkungen auf das historische Stadtbild. Bedenken zur geplanten Größenausdehnung haben 232 Bürger.
Gutachten sinnvoll
Klar ausgefallen ist auch das Votum der Bürger zur Frage, ob die Stadt Zittau unabhängige Gutachten zur wirtschaftlichen Verträglichkeit, zum Verkehrskonzept und zur denkmalschutzrechtlichen Zulässigkeit beauftragen soll und ob deren Ergebnisse bindend sein sollen. Hier sprechen sich 285 Bürger dafür aus, 61 Bürger halten das nicht für nötig.
272 Bürger sehen das Bild der Zittauer Innenstadt durch einen Investorenbau in der geplanten Größe dauerhaft beschädigt, finden also, dass der Neubau sich in den kleinteiligen Bestand integrieren muss. 98 Bürger haben hierzu keine Bedenken.
Appell des Stadtforums Zittau
Intention der Stadt Zittau war und ist es, die Bürger beim Planungsprozess „mitzunehmen“ und deren Anregungen und Bedenken in die Planung mit einfließen zu lassen, damit das Fachmarktzentrum die Innenstadt stärkt und Negativauswirkungen vermieden werden. Die Fragebogenaktion des Stadtforums soll als ein Baustein in diesem Bemühen gesehen werden.
Das Stadtforum appelliert an die Verantwortlichen der Stadt und den Investor, die zahlreich geäußerten Bedenken der Bürger ernst zu nehmen, entsprechend zu berücksichtigen und durchzusetzen. Die historische Innenstadt in ihrer Struktur mit ihren Baudenkmälern dürfe durch einen Center-Bau keinesfalls entwertet, sondern solle bereichert werden. Hierfür wird sich das Stadtforum auch weiterhin aktiv einsetzen.
Gesamte Auswertung der Befragung:
http://www.stadtforum-zittau.de
Kommentar:
So soll es sein! Konstruktive Bürgerbeteiligung und Abwägung aller Argumente - das Stadtforum Zittau könnte sehr wohl anderenorts als Vorbild dienen.
Die Regierenden sind - wie immer - gut beraten, vor ihren Entscheidungen sehr sensibel auf die Weisheit des Volkes zu hören.
Keine ist so klug wie alle,
meint Ihr Fritz R. Stänker
Geplantes Fachmarktzentrum in Zittaus Innenstadt
Von Dipl.-Ing. Gert W. Knop am 14.03.2012 - 14:34Uhr
Die Auswertung der Fragebögen des Stadtforums hat eindeutig gezeigt, dass die Mehrheit der Zittauer Bürgerschaft gegen einen Neubau in der Innenstadt ist.
Wenn wirklich ein Einkaufszentrum für Zittau geplant ist, dann sollte es erstens außerhalb der Innenstadt entstehen und auch in noch vorhandene Bauwerke integriet werden (z.B. Mandaukaserne oder aber auch in den ehemalichen Textilwerken Zittau).
Allerdings sollten Priorität vor einem solchen Unterfangen die Zittauer Fleischbänke haben, wo man z.B. einen Kleinmarkt unterbrigen könnte (Orientierungsbeispiel: Kleinmarkthalle Frankfurt, im Internet). Natürlich in einer abgespeckten Version.
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- Quelle: red | Thomas Göttsberger, 2. Vorstand Stadtforum Zittau | Fritz Rudolph Stänker
- Erstellt am 07.02.2012 - 06:09Uhr | Zuletzt geändert am 16.07.2012 - 03:36Uhr
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