Die Jagdsaison auf Pilze ist eröffnet!
Zittau, 28. August 2022. Von Tina Beier. Auf die Pilzzeit freuen sich viele Sammler schon seit langem. Vor allem jetzt, da endlich der dringend benötigte Regen gefallen ist, wird auf eine gute Saison gehofft. Bei allem Jagdfieber angesichts der hoffentlich reichlichen Ausbeute gibt es einiges zu beachten, denn der Wald ist ein Schutzraum, ein sehr angegriffener noch dazu.
Es ist wie alles im Leben: ein Geben und Nehmen
Mit dieser Einstellung zum Wald ist schon viel erreicht. Überhaupt sollte ein respektvoller und achtsamer Umgang mit dem Wald Selbstverständlichkeit sein. Der Mensch braucht ihn, ob der Wald aber den Menschen braucht? Trotz aller Probleme, die der Klimawandel und der Borkenkäferbefall bis hin zu häufigeren und teils verheerenden Waldbränden mit sich bringen, ist der Wald zugänglich und tut dem Menschen gut.
Allerdings müssen einige – eigentlich – Selbstverständlichkeiten beachtet werden:
- Der Wagen darf nicht auf entzündlichen Untergrund wie etwa trockenem Gras oder Reisig geparkt werden und Zufahrten müssen frei bleiben. Am besten ist ein ausgeschilderter Parkplatz.
- Rauchen und jedwedes Feuer fällt aus! Das Argument, man passe schon auf, zählt nicht – Brandgefahr und Schadenspotential sind einfach zu groß.
- Wer Abfall im Wald hinterlässt oder sogar den Wald ganz bewusst als Müllkippe benutzt, dem kann man nur wünschen, zu vielen Stunden gemeinnütziger Waldpflege verdonnert zu werden.
- Hunde gehören an die Leine! Angesichts der grausamen Wildtierverletzungen, die Hunde verursachen, wenn der Jagdinstinkt erwacht, ist zu verstehen, dass manche Jäger gegenüber freilaufenden Hunden sehr ungnädig sind.
Auf in die Pilze!
Alles klar? Dann kann es endlich losgehen mit der Suche nach den begehrten Speisepilzen. Dazu benötigt man nicht viel, ein luftdurchlässiges Behältnis wie ein Körbchen oder eine Baumwolltasche, ein scharfes Messer und – nicht zu vergessen – ein gutes Gespür dafür, wo die meist einen Hut tragenden Damen und Herren sich am liebsten zeigen.Findet man einen Pilz, so heißt die erste Regel: Erst gucken, dann anfassen! Nur wenn er eindeutig als essbar – jedenfalls ohne unangenehme Folgen – identifiziert ist und einen gesunden, madenfreien Eindruck macht, wird er dem Waldboden entnommen. Dazu werden Röhrenpilze dicht über dem Erdboden abgeschnitten, Blätterpilze – erkennbar an den Lamellen unter dem Hut – hebt man mit dem Finger, den man unter sie schiebt, aus dem Boden. So erkennt man etwa den Grünen Knollenblätterpilz, der sich von essbaren Pilzen maßgeblich durch die am unteren Stielende wachsende Hose auszeichnet.
Tipp:
Dass man nicht nur die Speisepilze, sondern auch ihre giftigen Verwandten wie etwa den Pantherpilz kennen sollte, kann sich sehr direkt auf die Lebenserwartung der Pilzesser auswirken.
Plizsachverständige nutzen
Mal ehrlich: Es gibt doch nichts, was den alten Jäger- und Sammlerinstinkt besser befriedigt, als die selbst gesammelten Pilze am Abend zu verspeisen. Wer sich nicht sicher ist, ob ein Pilz wirklich essbar ist oder nicht, kann einen der von Gemeinden und etwa dem Senckenberg Naturkundemuseum Görlitz ausgewiesenen Pilzsachverständigen aufsuchen.Und noch etwas: Pilzrevier – das ist auch Zeckenrevier! Sich nach der Pilztour gegenseitig auf Zecken – wenn einer dabei war, auch den Hund – abzusuchen, gehört heutzutage leider dazu. Dennoch macht es Familien viel Spaß, gemeinsam mit den Kindern auf die Pilzsuche zu gehen und ganz nebenbei dem Nachwuchs noch einiges über den Wald beizubringen.
Waldpädagogische Angebote für Kinder und Jugendliche
Was ein wenig sperrig klingt, ist gut gemeint, denn Ziel solcher Angebote ist eine positive Beziehung zwischen Wald und Mensch von Kindertagen an. Zu diesem Zweck werden im Freistaat Sachsen zertifizierte Waldpädagogen ausgebildet. Tatsache ist: Viele Kinder und Jugendliche in den größeren Städten haben den Bezug zur Natur weitgehend verloren. Ob es ein Witz ist oder stimmt es, dass viele Kinder auf die Frage, wie denn eine Kuh wohl aussieht, die Antwort “Lila!” geben?Der Staatsbetrieb Sachsenforst bietet auf seiner Webseite viele interessante und einfach nachzuvollziehende Lernangebote an, die spielerisch aufgebaut sind und Eltern und Kindern viel Spaß machen. Dazu gehören Fragen wie: Wofür nutzen wir Holz oder welche Art ist eine Baumart: a) die Lärche, b) der Spitzahorn oder c) der Faulbaum? Welche Pilze sind die giftigsten Pilze in unseren Wäldern, gehört auch der orangefuchsige Raukopf dazu? Das sind Fragen, bei denen auch Erwachsene ins Grübeln kommen, stimmt’s?
Tipp:
Der Südwestdeutsche Rundfunk hat zehn giftige Pilze zusammengestellt, die häufig in Wäldern und auf Wiesen vorkommen. Etwa beim Pantherpilz erscheint die Beschreibung allerdings etwas zu harmlos. Es gilt absolut: Giftpilz, Finger weg, aber stehenlassen!
Für den Wald und die Tiere des Waldes: Jäger als Naturschützer
Für Kinder wie für Erwachsene gibt es viele Möglichkeiten, sich zum Wald und seine Bewohner weiterzubilden – anders gesagt: Einsteigen kann man jederzeit, zum Beispiel die Jagdprüfung ablegen.Viel zu oft werden die Jagd oder der Jäger nur mit dem Abschuss von Wild in Verbindung gebracht. Jäger, die sich dem Naturschutz und dem Wald verschrieben haben, leisten in ihrem Alltag jedoch ganz andere Dinge. Ihnen geht es darum, den Wald zu schützen, in seinem Gleichgewicht zu halten. Gerade junge Jäger engagieren sich zunehmend. Dazu gehört, Tiere zu retten, wie etwa bei der ersten Mahd im Mai. Vorher nämlich suchen die Jagdpächter die Felder nach Rehkitzen ab. Ohne sie zu berühren werden die Kitze in Grasbüscheln vorsichtig Feldrand abgelegt. Sie geben dann einen typischen Laut ab, dem die RIcken folgen, ihr Kitz säugen und in Sicherheit bringen.
Jäger werden
Um Jäger zu werden, bedarf es viel Wissen – sowohl theoretisch wie auch ganz praktisch rund um die Natur und das Handwerk des Weidmannes und immer öfter auch der Weidfrau. Wie der Landesjagdverbandes Sachsen e.V. im Web informiert, sind Ausbildung und Zuverlässigkeit Voraussetzung für die Jagdscheinerteilung nach bestandener Jägerprüfung.Tipp:
Berufstätige, Frauen, Studenten und sogar bereits Schüler und weitere Interessierte können bei einer Jagdschule in Baden-Württemberg den Jagdschein online machen.
Kommentar:
Wer bei der Jagd reflexartig "Ach, die armen Tiere!" denkt, ist auf dem Holzweg. Die mitteleuropäischen Wälder sind fast nirgends mehr Urwälder, sondern Kulturlandschaften, in denen die Wildtiere unter der Hege des Menschen leben. Neben etwa der Fütterung im Winter gehört zur Hege auch die Entnahme kranker und schwacher Tiere. Natürlich geht es auch um Wildbret. Doch welche Art der Tierhaltung wäre natürlicher als jene in freier Wildbahn?
Den Wald und seine Tiere sich selbst zu überlassen wäre womöglich grausamer als die weidmännische Bewirtschaftung, meint
Ihr Thomas Beier
Jagd ist Naturschutz
Von Volling am 28.08.2022 - 22:34Uhr
Sehr geehrte Frau Beier,
ich danke Ihnen ganz herzlich für Ihren Artikel! Sehr gelungen und auch die humorvollen Stellen in Ihrem Beitrag sind gut verfasst. Gibt es doch zum Thema Wald so einiges an Diskussionspotenzial. Gilt es doch einen Kontext zwischen Wald und Wild zu schaffen. Unser Wild ist nicht in die Kategorie Schädling einzustufen, auch wir Jägerinnen und Jäger sind keine Schädlingsbekämpfer.
Um so wichtiger ist wie Herr Beier schon anführte, der Tatbestand unser Wild ist ein Kulturfolger! Als aktive Jägerin mit eigenem Revier bin ich diesem Zwiespalt täglich ausgesetzt. Eines sollte uns allen klar sein, der Wald und das Wild verdienen Tag täglich unseren Respekt. Dazu gehört auch die " Wohnzimmer" des Wildes zu achten und möglichst nicht zu betreten,befahren o.ä.
Es geht nur miteinander um diesen Schutzraum des Wildes und auch unseren Sauerstoffgenerator zu erhalten.
Wir Jägerinnen und Jäger engagieren uns das ganze Jahr für ein vernünftiges Miteinander und die Hege des Wildes.
In diesem Sinne
Weidmannsheil aus Bayern
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- Quelle: Tina Beier | Foto: silviarita / Silvia, Pixabay License
- Erstellt am 28.08.2022 - 21:06Uhr | Zuletzt geändert am 29.08.2022 - 07:39Uhr
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