Fassadengestaltung mal anders

Fassadengestaltung mal andersZittau. 18. August 2022. Von Tina Beier. Spätestens seitdem der Street Art Künstler Banksy die längst ausstehende Anerkennung für die Kunstrichtung "Graffiti" auf dem Kunstmarkt erhalten hat und Preise in schwindelerregender der Höhe für seine Werke erreicht, kann man die Kunstrichtung "Graffiti" nicht mehr einfach nur mit dem Stempel "Illegal!" versehen und ins Abseits schieben. Hinzu kommt: In vielen Städten und Quartieren ist Graffiti längst Kulturbestandteil und es bleibt nur zu diskutieren, was Graffiti und was Krikelkrakelei ist.

Abb.: Den Gestaltungsmöglichkeiten von Fassaden sind keine Grenzen gesetzt. Viele laden förmlich dazu ein, sie nach eigenem Gusto zu gestalten, allerdings – und das ist enscheidend – nur auf legalem Wege
Foto und Graffiti: © cipa / FAME
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Die Fassade reinigen oder gleich besprühen lassen?

Die Fassade reinigen oder gleich besprühen lassen?
Archivbild: © Zittauer Anzeiger

Jedenfalls ist Banksy immer für Aufreger gut. Einen seiner berühmtesten Auftritte hatte er mit seinem Werk “Girl with Balloon”. Das Bild war bereits für 860.000 Pfund Sterling (knapp 1,02 Millionen Euro) versteigert worden, als unmittelbar am Ende der Auktion plötzlich ein von ihm eingebautee Schredder das Bild in Streifen schnitt und wohl nur wegen eines technischen Fehlers – wie das Video von der Auktion beweist – nicht vollständig. Das geschredderte "Girl with Balloon" gilt als erstes während einer Auktion entstandenes Kunstwerk, heißt jetzt "Love is in the bin" (etwa: Die Liebe ist im Eimer) und wurde schließlich für 16 Millionen Pfund Sterling (18,89 Millionen Euro) versteigert.

Die Schredder-Performance sorgte im Aktionshaus für viel Aufregung, brachte aber auch viele zum Lachen. Banksy führte den manchmal absurden Kunstmarkt vor und die Anwesenden fielen darauf herein wie die Fliegen in den Honig. Der Kunstmarkt hat oft nicht mehr viel mit Kunst zu tun, sondern mit einem künstlichen Hype um Künstler und Kunstwerke, die dann als reine Geldanlagen gehandelt werden und in abgesicherten und wohltemperierten Kellern für die Öffentlichkeit lange Zeit verschwinden.

Graffiti ist Ausdrucksmöglichkeit – auch politisch

Zurück zum Thema Graffiti und damit zu Fassaden, die man zum Glück nicht in Kellern verschwinden lassen kann: Wer sich für Graffiti interessiert, ist in der Mandaustadt genau richtig. Hier wurde 2012 von Yoko der Laden "Fame" – ein Fachgeschäft für Graffitibedarf, individuelle Fassadengestaltung, Workshops, Veranstaltungen und anderes mehr – eröffnet. Für absolute Anfänger: Ein Starterset zum Ausprobieren beinhaltet verschiedene Spraydosen und kostet dort um die 30 Euro. Die Jungs von Fame sind hilfsbereit bei allen Fragen, gleich per du und schaffen damit eine entspannte und lockere Gesprächsatmosphäre.

Wer sprühen möchte, sollte sich zudem mit der Graffiti-Kultur und Gestaltungsfragen auseinandersetzen. Schließlich geht es um eine meist öffentliche Botschaft des Graffitikünstlers, die nicht selten politisch ist. Da gibt es richtig gute Literatur und sicher haben auch die Fame-Leute viele Tipps, die sie in Workshops weitergeben.

Ehrenkodex

Sprayer sind nicht immer die unkompliziertesten Typen, aber über zwei Sachen besteht in der Szene Einigkeit:


    • Werke anderer Graffitikünstler werden nicht übersprüht.
    • Historische Gebäude und Denkmäler werden nicht besprüht. Bespielsweise dringt Farbe tief in Sandstein ein – und das ist irreparabel.

Tipp:
Anfänger sollten nicht das eigene Haus oder ungefragt die Umgebung besprühen oder aus politischen Gründen gar demolieren. Das macht unbeliebt und führt schnell vor den Kadi. Besser ist es, sich erst einmal auszuprobieren, um ein Gefühl für Fläche und Farbe zu bekommen. Austoben kann man sich gut an einer großen Klarsichtfolie, die man zwischen zwei Bäume spannt. Aber aufpassen! Auf einer Folie läuft die Farbe schneller als auf einer Wand. Klarsichtfolien dieser Größe kann man auf freundliche Nachfrage hin kostenlos im Baumarkt erhalten, da sie dort als Umverpackungen für Paletten verwendet werden. Gut ist es, für vielleicht doch herunterlaufende Farbe ein paar Pappen auf den Boden zu legen.

Neuer Look fürs Haus

Bei aller Begeisterung: Nicht jedem gefällt Graffiti und viele Hausbesitzer erfreuen sich an einer schön angestrichenen – ob nun weißen oder farbigen – Fassade. Natürlich muss so eine Fassade ab und an gereinigt werden, allerdings nicht unbedingt als Vorbereitung für einen Neuanstrich – nämlich dann, wenn die Fassade an sich gut erhalten ist und nach der Reinigung versiegelt wird. Aber weshalb uberhaupt sollte man eine Fassade versiegeln?

Klar geht es immer darum, seinem Haus ein schönes Aussehen zu geben. Dabei ist die Fassadenreinigung wichtig für den Schutz der Fassade, die jeden Tag unter Umwelteinflüssen leidet. Temperaturschwankungen, Abgase, Feuchtigkeit und resultierende Algen, Moose und Flechten setzen einer Fassade zu. Eine möglichst kostengünstige und regelmäßige Fassadenreinigung beugt vor, damit am Ende nicht eine teure Komplettsanierung der Fassade, sprich neuer Putz und neuer Anstrich, nötig wird. Oft wird die Reinigung alle zehn Jahre empfohlen, wenn zwischendurch keine auffälligen Verschmutzungen oder Grünbeläge, die man zeitnah entfernen sollte, auftreten.

Fachfirma oder Do-It-Yourself?

Der Normalfall ist, dass Profis ans Werk gehen. Allerdings gilt es zu unterscheiden, um was für ein Gebäude es sich handelt. Ist es ein kleiner und flacher Bungalow, schaffen es die Hauseigentümer vielleicht noch selbst, wenn sie über das nötige Fachwissen und die Technik verfügen.

Um eine Fassade zu reinigen gibt es eine ganze Reihe unterschiedlicher Verfahren: Sandstrahlen und Feuchtsandstrahlen, mit herkömmlichen Hochdruck- oder mit Dampfreinigern, ebenso mit Niederdruck- oder sogar Laserreinigern. Fachleuten überlassen sollte man die Reinigung mit Bioziden oder mit alkalischen oder säurehaltigen Fassadenreinigern. Möglich ist es auch, kleine Teile der Fassade mit einem Gartenschlauch und Bürste oder mit der Hand zu reinigen. Das örtliche Umweltamt gibt Auskunft, ob das verwendete Wasser – vor allem, wenn es mit Reinigungsmittel versetzt ist – aufgefangen und entsorgt werden muss.

Was die Fassade verrät

Die Art der Verschmutzung einer Fassade kann viel über den Zustand eines Hauses aussagen. So weist etwa Algenbefall auf Feuchtigkeit im Mauerwerk hin. Begünstigt wird das Algenwachstum durch Autoabgase, die regelrecht eine Art Dünger für die Algen sind. Flechten und Moose fühlen sich an feuchten und dunklen Hauswänden am wohlsten. Im ungünstigsten Fall können sie nur noch mechanisch entfernt werden.

Pilze hingegen benötigen ebenfalls Feuchtigkeit, aber zusätzlich organische Kohlenstoffverbindungen zum Wachsen. Ihre Sporen breiten sich durch den Wind aus. Kletterpflanzen und Sträucher können eine Fassade durch immer höher wachsende Zweige und Äste schädigen, ihre Haftwurzeln lassen sich oft nur sehr schwer entfernen. Efeu steht im Ruf, Fassadenputz zu zerstören.

Fachfirma nennen sich viele

Wichtig ist die Information, welches Reinigungsverfahren mit welchen Vor- und Nachteilen verwendet wird. Für die Gesamtkosten ist es bedeutsam, ob ein Gerüst aufgestellt werden muss. Manche Firmen bieten eine Probereinigung auf einer kleinen Hausfläche an, an der die Reinigungsmethode, deren Effizienz und der Vorher-Nachher-Effekt kontrolliert werden können.

Ist alles gut vorbereitet und schließlich die Fassadenreinigung vollbracht, erscheint das Haus oft "wie neu". Wie bei einem aufpolierten Auto wirkt sich das im Falle eines Hausverkaufs wertsteigernd aus.

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  • Quelle: Tina Beier | Foto und Graffiti: © cipa / FAME; Foto Bus: © Zittauer Anzeiger
  • Erstellt am 18.08.2022 - 17:47Uhr | Zuletzt geändert am 23.09.2022 - 22:10Uhr
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