Biologischer Gartenbau: Wie der Garten ökologisch wertvoller wird

Biologischer Gartenbau: Wie der Garten ökologisch wertvoller wirdZittau, 25. April 2022. Ist Zittau eine Gartenstadt? Nun, nicht so auffällig wie etwa Hellerau bei Dresden oder Marga bei Senftenberg, aber immerhin kommt auf je 1.000 Zittauer Einwohner ein Kleingartenverein. Von seinen 53 Mitgliedsvereinen nennt der Territorialverband Zittau der Kleingärtner e.V. immerhin 28 direkt in der Stadt Zittau, etliche weitere in der unmittelbaren Umgebung.

Symbolfoto: Esther Merbt, Pixabay License
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Gewächshaus, Nisthilfen und Wildblumen

Der vorgestrige, überaus sonnige Samstag hat es wieder einmal gezeigt: Wohl kaum etwas ist schöner, als in Frühling die ersten Blüten zu erleben und vielleicht schon das erste Gemüse zu ernten dann im Sommer das Obst als Ernte einzufahren. Ein Garten mit vielen Blumen, einem ansehnlichen Rasen und gesunden Obststräucern und Obstbäumen lässt auch langjährigen Gartenfreunden immer wieder das Herz aufgehen.

Doch in Zeiten von Klimawandel und ökologischer Umbrüche – Stichwort ist die zurückgehende Artenvielfalr – verspüren viele Hobbygärtner den Wunsch, das eigene Pflanzenparadies möglichst nachhaltig und naturschonend anzulegen. Wie mit nur wenigen Tricks der eigene Garten biologisch wertvoller gestaltet werden kann, das hat sich der Zittauer Anzeiger angeschaut.

Ein Gewächshaus anlegen

Viele Verbraucher befürchten, das meiste Obst und Gemüse aus dem Handel sei mit bedenklichen Rückständen von Pestiziden belastet und habe auf dem Weg durch die globalen Lieferketten mitunter tausende Kilometer zurückgelegt – sonderlich nachhaltig ist das nicht. Wer daher möglichst viele Gemüsesorten und Obstpflanzen selbst anbaut, kann viel für den eigenen ökologischen Fußabdruck tun. Für das Gemüse eignet sich am besten ein eigenes Gewächshaus: Hier können auch empfindliche Sorten wie Paprika und Kräuter zum Keimen gebracht werden.

Bei der Auswahl eines Gewächshauses hinsichtlich Größe, Isolierung und Bauform ist der Markt schier unübersehbar, einen guten Überlick bietet etwa Halls Gewächshaus. Das Gewächshaus als geschützer Raum führt dazu, dass Pflanzenschutzmittel weit weniger angewendet werden müssen und der Befall der Pflanzen durch Pilze besser verhindert werden kann. Und ein Gewächshaus verlängert das Gartenjahr: Wenn die Luft im Frühjahr trotz Sonne noch kühl ist oder nach dem Sommer die kalten Nächte kommen, dann zeigt sich, dass der Pflanzenbau im Gewächshaus auch energetisch sinnvoll ist, denn ein Gewächshaus funktioniert nach dem Prinzip des für das globale Klima unerwünschten Treibhauseffekts: Während die Wärme der Sonnenstrahlung leicht hineingelangt und die Luft aufheizt, kann sich die Luft mangels Konvektion nicht mit der Umgebung austauschen und die Wärme wird praktisch eingefangen. Von Einfluss ist auch das Material der Gewächshausscheiben: Glas und Polykarbonat verhindern zudem die Wärmeabstrahlung an eine kühlere Umgebung, während Polyethylen die von der warmen Luft im Gewächshaus ausgehende Wärmestrahlung großenteils passieren lässt.

Das früher verbreitete Beheizen von Gewächshäusern im sehr zeitigen Frühjahr kommt im Hobbybereich heute – schon wegen der Energiekosten – nur noch selten vor, höchstens dann, wenn es einen überraschenden Frosteinbruch gibt und die Pflanzen geschützt werden müssen. Man setzt lieber auf die Sonne und einen dafür günstigen Gewächshausstandort, um für seine Pflanzen eine verträgliche Temperatur zu schaffen. In Eigenregie gezogenes Gemüse ist daher nicht nur ökologisch wertvoll, sondern unbehandelt und sorgsam gepflegt schmeckt es einfach besser.

An die heimische Fauna denken

Vielerorts gehen die Bestände von Vögeln und Insekten seit Jahren stetig zurück, dabei sind sie doch ein wichtiger Teil des Ökosystems. Keine Blütenpflanze kann ohne die Bestäubung durch Bienen und Hummeln auskommen und wenn es zu wenig Vögel gibt, die Insekten fressen, vermehren sich Pflanzenschädlinge mit entsprechenden Folgen. Bio-Gärtner setzen deshalb auf Nist- und Rückzugsmöglichkeiten für Vögel und nützliche Insekten, übrigens auch beim Urban Gardening genannten innerstädtischen Gärtnern. Auf dem Gartengrundstück hingegen sorgen dichte Sträucher und Hecken für Versteckmöglichkeiten, durch heimisches Beerenobst lässt sich auf einfache Weise ein natürliches Nahrungsangebot schaffen. Wer Nistkästen und vielleicht ein Vogelbad installiert, greift nicht nur der gebeutelten Vogel-Population unter die Arme, sondern hat zudem viel Freude daran, die gefiederten Gesellen zu beobachten.

Wildblumen und Bio-Wiese

Für einen gesunden Garten ist ein hinreichender Bestand an nützlichen Insekten unabdingbar. Zur Unterstützung lässt sich zum einen ein Insektenhotel im Garten aufstellen, um den Tierchen eine Nist- und Brutstätte zu geben und das Überwintern zu erleichtern. Außerdem ist eine ausreichend große Zahl an Wildblumen für Bienen, Hummeln und Co. wichtig für das Überleben. Wer daher nicht nur exotische Arten, sondern heimische Wildgewächse wie Glockenblumen, Fingerhut und Malven wachsen lässt, tut dem heimischen Ökosystem viel Gutes.

Am besten eignet sich dafür das Anlegen einer eigenen Blumenwiese. Wer seinen Rasen liebt, braucht keine Sorge zu haben: Der Rasen muss dafür nicht zu einer urtümlichen Weide werden. Es genügt, auf einer eine Stelle des Rasens geeignete Samenmischungen auszusäen und dort nur zweimal jährlich zu mähen. Im hohen Gras fühlen sich Wildblumen, krautige Pflanzen und Insekten am wohlsten. Wer dann noch auf torfhaltige Erde verzichtet, weil dafür wertvolle Moorlandschaften trockengelegt werden, auf einen vielfältigen Mix aus heimischen Zier- und Nutzpflanzen setzt und um um den Einsatz von Kunstdünger einen großen Bogen macht, der hat viel für den ökologischen Wert seines Gartens geleistet.

Lust auf Garten?
Der Territorialverband Zittau der Kleingärtner e.V. führt eine Liste freier Gärten.

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  • Quelle: red | Foto: EME / Esther Merbt, Pixabay License
  • Erstellt am 25.04.2022 - 07:51Uhr | Zuletzt geändert am 25.04.2022 - 10:47Uhr
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