Altes Haus – Quell der Arbeit

Altes Haus – Quell der ArbeitZittau, 11. Mai 2021. Mit etwas Glück findet man sie noch, die Wohnhäuser, Höfe und insbesondere Umgebindehäuser in der Oberlausitz, dem Abriss oft näher als der Wiederauferstehung. Wer bauhandwerklich begabt ist und vielleicht mit seiner Familie gern in einem Haus mit Geschichte leben möchte, findet hier hier eine, ehrlich gesagt, Lebensaufgabe.

Abb.: Ein wegen Bodenverwerfungen gebrochenes Steinzeugrohr
Foto: © BeierMedia.de
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Meist gilt: Haustechnik komplett neu

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Alte Dielung: Man muss die Spuren der Zeit mögen, wenn man sich auf so ein Haus einlässt
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Will man sich als Eigentümer eines etwas betagteren Hauses, das man selbst sanieren möchte, Rat holen – in der Oberlausitz gibt es dafür etwa den Fachring Umgebindehaus – wird zudem in diversen Internet-Foren fündig und stößt hier neben guten gute Tipps vor allem auf eine bestimmte Spezies: Leute, die sich auf Gedeih und Verderb ihrem Projekt verschrieben haben, auch dann noch, als sie erkennen mussten:

    • Perfekt wie ein Neubau wird es nie werden.
    • Zu Ende geht die Arbeit an diesem Haus in diesem Leben nicht mehr.

Tatsächlich tauchen bei wirklich alten Häusern, besonders, wenn sie umgebaut oder erweitert wurden, Probleme auf, die man bei jüngeren Häusern, erbaut etwa seit 100 Jahren, so kaum kennt, geschweige denn bei Neubauten. Oft gibt es keine Baupläne und Überraschungen stehen immer wieder auf der Tagesordnung. Aber das wird in Kauf genommen von Leuten, denen gerade Wände und glatte Dielungen ein Graus sind.

Was Häuslesanierer verzweifeln lässt

Dielung ist ein gutes Stichwort: Wie soll man 30 bis 50 Zentimeter breite Dielen mit deutlichen Fügen, die – meist an den Rändern – bereits vom Holzwurm verfrühstückt wurden, sanieren? Allein die oft verwendete rotbraune Farbe, Ochsenblut genannt, lässt viele Sanierer verzweifeln.

Da scheint es der beste Tipp, mit den Dingen zu leben. Zwar kann man mit viel Mühe auch solche Dielen perfekt ab- und glattschleifen und die Fugen etwa mit Korkschnur abdichten, der andere Weg ist: Mit der Heißluftpistole die dicksten Farbschichten abspachteln, nachschleifen, Holzwurmlöcher zuspachteln und schließlich die Fläche ölen. Das sie dann zwar nicht aus wie neu, aber das soll es ja auch gar nicht.

An anderer Stelle hingegen ist Perfektion gefragt: bei allem, was Haustechnik betrifft. Dass Heizung und Kalt-/Warmwasserversorgung völlig neu installiert werden müssen, liegt bei einem alten Objekt auf der Hand. Anders beim Abwasser: Hier sind meist noch Steinzeugrohre verbaut – und die halten doch ewig? Warum also neu verlegen? Falls diese Situation besteht und ein Austausch der Rohre hohen Aufwand bedeuten würde, sollten die alten Leitungen mit einer Rohrkamera, wie sie heutzutage für kleines Geld verfügbar ist, inspiziert werden.

Gibt es Schadstellen oder Wurzeleinwachsungen, hilft nur, auszutauschen. Gegebenenfalls kann ein Fachmann beurteilen, ob eine Rohrsanierung sinnvoll ist. Das bedeutet, in das Rohr wird ein c-förmig gefalteter Schlauch aus Polyethylen (PE) eingezogen, der wegen des Erinnerungsvermögens des Materials sich dann rund an die Rohrwandung anlegt.

In den allermeisten Sanierungsfällen wird es jedoch sinnvoll sein, preiswertes PE Rohr beim Bau zu verwenden. Zu den nötigen Durchmessern und zum Gefälle beim Verlegen kann man sich leicht online belesen, für das Grundverständnis aber sollte man die beiden wichtigsten Arten von Abwasserrohren kennen:


    • KG Rohr: Kanalgrundrohr, wie es außerhalb des Gebäudes verlegt wird, wenn das Abwasser über ein Gefälle abläuft.

    • HT Rohr: Hochtemperaturrohr für den Innenbereich: Hier würde KG Rohr bei warmen Abwässern aus Bad, Küche oder Waschmaschine ausgasen, was nicht nur stinkt, sondern auch gesundheitsgefährlich ist.

Tipp:
Beim Verlegen Revisionselemente nicht vegessen!

Wärmedämmung

Wärmedämmung ist bei historischen oder sehr alten Gebäuden ein schwieriges Thema. Punktuelle Dämmungsmaßnahmen ergeben oft wenig Sinn, denn Wärme fließt ähnlich wie Wasser: Gibt es ein (gut gedämmtes) Hindens, fließt die Wärme darum herum, also an anderer Stelle ab. Hier sollte man sich nicht scheuen, den Rat eines erfahrenen Baufachmannes oder -planers einzuholen, der alle bauphysikalischen Belange im Blick hat.

Ob einzelne Energieberater, deren Expertise sich vor allem auf die Bedienung einer Software beschränkt, diesen Anspruch erfüllen, ist fraglich. Auch bei vertriebsorientierten Beratern ist Vorsicht geboten, zumal bestimmte Standardlösungen wir etwa Rollläden oder Kunststoff-Haustüren an historischer Bausubstanz nichts verloren haben.

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  • Quelle: TEB | Fotos: © BeierMedia.de
  • Erstellt am 11.05.2021 - 12:32Uhr | Zuletzt geändert am 09.08.2022 - 12:53Uhr
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