Gaspreise: Deckel drauf und gut?
Zittau, 1. Oktober 2022. Von Thomas Beier. "Gas ist sauber, gut und nützlich, doch geh’ richtig damit um!" – dieser Werbespruch aus den Tausend Tele-Tipps, der später mangels Warenangebot eingestellten Werbesendung des Deutschen Fernsehfunks, wie das "DDR"-Fernsehen mal hieß, dürfte manchem Älteren noch in den Ohren klingen. Vielleicht sollte man den Spot heute wieder auflegen, passt er doch – wenn auch in einem anderen Sinne – gut in die Zeit.
Gasheizung ist nicht alternativlos
Zum richtigen Umgang mit Gas ist heutzutage zweifelsohne die Sparsamkeit als wichtige Komponente dazugesellt. Endlich ist die Bums-Bums-Regierung darauf gekommen, dass ein Gaspreisdeckel eine einfache und gerechte Lösung dafür ist, den Leuten wie der Wirtschaft die Panik vor exorbitant hohen Gaspreisen zu nehmen, statt mit einer Gasumlage noch eins draufzusetzen.
Ein Blick auf die Gaspreisentwicklung für 2022 als Prognose aus dem Vorjahr legt zwei Seiten der Medaille offen:
- Wie preiswert haben wir doch gelebt! So lag der Gaspreis für Gewerbekunden im Jahr 2015 noch bei 5,09 Cent pro Kilowattstunde, fiel 2018 auf 4,40 Cent und lag 2021 bei noch immer günstigen 4,74 Cent pro Kilowattstunde (Quelle: B+V Energie Consulting). Heute verlangen beispielsweise die Stadtwerke Zittau in der Grundversorgung für Geschäftskunden bis zu einem Jahresverbrauch von 2.520 Kilowattstunden einen Nettopreis von 20,15 Cent pro Kilowattstunde plus Grundpreis, in der Ersatzversorgung sind es sogar 26,73 Cent pro Kilowattstunde. Näheres und Erläuterungen dazu sowie weitere verbrauchsabhängige Tarife hat die Stadtwerke Zittau GmbH online verfügbar gemacht.
- Auch in Bezug auf die Energieversorgung gilt der regelmäßige Hinweis für Kapitalanleger: Entwicklungen der Vergangenheit stellen keine Garantie für Entwicklungen in der Zukunft dar. So erwähnt die oben verlinkte Webseite zur Gaspreisentwicklung aus Sicht des Jahres 2021 eine möglich Entspannung durch höhere Gasflüsse aus Russland, etwa durch die Inbetriebnahme von Nord Stream 2 und höhere Lieferungen durch andere Pipelines. "Doch erstens kommt es anders und zweitens als man denkt", lautet der lakonische Kommentar.
Kritik der Vernunft
Der Ausstieg aus der Braunkohleverstromung ist ein sehr vernünftiges Ziel, weniger wegen des allenthalben zitierten Klimaschutzes durch Kohlendioxid-Vermeidung, sondern angesichts der rund einen Tonne an Schwermetallen, vor allem Blei und Quecksilber, die ein Braunkohlekraftwerk wie das in Boxberg/O.L. Jahr für Jahr in die Luft jagt. Für Zittau kommen die geologischen Risiken des unmittelbar benachbarten polnischen Tagebaus hinzu, die immer wieder Thema im Zittauer Anzeiger sind.Der Kohleausstieg 2038 ist als Ziel ambitioniert genug, doch jetzt zeigt sich, dass ein Ersatz für den Kohlestrom schlichtweg nicht gegeben ist, zumal die geplante Grundlastgewährleistung durch schnell zuschaltbare Gaskraftwerke als Ersatz bei Wind- und Sonnenflaute nun ausfällt. Geht es um pragmatische Entscheidungen, ist Ideologie ein schlechter Ratgeber und mancher, der sich heute im Osten für ein Bekenntnis gegen demokratische Strukturen auf die Straße locken lässt, meint doch eigentlich: Wie wär’s mit einer etwas technokratischeren Regierung, deren Entscheidungen besser nachvollziehbar sind?
Was wird aus den Öfen?
Kurzfristig ist halbwegs auf der sicheren Seite, wer noch über herkömmliche Öfen verfügt. Zwar haben sich die Preise für Briketts und Brennholz ebenfalls verdoppelt und verdreifacht, dennoch gibt das ein wenig Sicherheit. Dumm nur, dass nicht nur neue Öfen knapp, sondern der umweltgetriebenen Politik auch die herkömmlichen Öfen ein Dorn im Auge sind: So müssen zum Beispiel zwischen 1995 und dem 21. März 2010 in Betrieb gegangene Kamine, Kaminöfen und Öfen ab 2025 die in der 1. Verordnung zur Durchführung des Bundes-Immissionsschutzgesetzes vorgeschriebenen Kohlenmonoxid- und Feinstaubwerte erfüllen.Für jene, die gelegentlich Spaß daran haben, einen Abend am Kamin zu verbringen und nun vielleicht auch noch etwas Heizgas zu sparen, gehört das – wie übrigens auch der Begleitaufwand zur Grundsteuerreform – zu den ärgerlichen Bürokratie-Monstern. Wer noch das Zeitalter der Heizung mit Kohleöfen erlebt hat, als sich bei ungünstigem Wetter der stinkende Smog über die Häuser legte, fragt sich nun: Wo ist eigentlich euer Problem? Seitdem es Menschen gibt, machen sie Feuer, um sich zu wärmen. Welcher Blase muss man angehören, um das immer mehr infragezustellen?
Sauber und auf Dauer rentabel: Erdwärme
Für immer mehr Gebäude wird Erdwärme zu einer interessanten Alternative. Seitdem mit Erdwärme gespeiste Wärmepumpen Vorlauftemperaturen von 65 Grad Celsius und mehr erreichen, können auch ältere Gebäude, die über herkömmliche Heizkörper verfügen, umgerüstet werden. Die Kosten sind überschaubar, allerdings muss man mit Wartezeiten bis zu einem Jahr rechnen, bevor der Bau beginnt, wie die Weißenberger Firma Erdwärme und Brunnenbau Kunze GmbH bestätigt. Ob die bereits oft installierten Wärmepumpen, die ihre Wärme aus der Luft beziehen, angesichts der Strompreise lukrativ bleiben: Fragezeichen.Solarstrom verheizen?
In der Übergangszeit wird Heizen mit Solarstrom interessant. Im Grunde wird das Prinzip des Nachtspeicherofens umgekehrt: Tagsüber, wenn alle aus dem Haus sind, wird überschüssiger Strom in Wärme umgewandelt, um an kühlen Abenden damit zu heizen. Wer die dafür erforderlichen Energiemengen im Auge hat, dem ist allerdings klar, dass auch bei einer relativ großen Solaranlage die Heizleistung überschaubar bleibt.Kulturzuschlag:
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- Quelle: Thomas Beier | Foto: Deutsch / Ratfink1973, Pixabay License
- Erstellt am 01.10.2022 - 10:50Uhr | Zuletzt geändert am 01.10.2022 - 11:46Uhr
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