Zittau hat gewählt

Zittau hat gewähltZittau, 12. Juni 2022. Von Thomas Beier. In Zittau dürften am heutigen Wahlabend die Korken geknallt haben: Der bisherige Oberbürgermeister Thomas Zenker ist auch der neue, die Wähler haben dem Herausforderer Jörg Domsgen (AfD) den Oberbürgermeisterstuhl nicht zugetraut und ihm mit 28,2 Prozent ein im Vergleich etwa zum AfD-Landratskandidaten Wippel (mit 35,5 Prozent zweiter Sieger bei vier Kandidaten) miserables Ergebnis beschert.

Abb.: Zugegeben, Zittau ist eine heimliche Liebe – aber warum verheimlichen?
Foto: © BeierMedia.de
Anzeige

Auf nach Zittau!

Tatsächlich hat sich der weltgewandte Zenker in den vergangenen sieben Jahren als Glücksgriff für Zittau erwiesen, indem er die relativ geringe Handlungsfreiheit eines Oberbürgermeisters – die Bestimmer sitzen im Stadtrat und auch der Landkreis hat Einfluss – zum Wohle der Stadt genutzt hat. Für die Zittauerinnen und Zittauer dürfte sich das Selbstwertgefühl in seiner bisherigen Amtszeit deutlich verbessert haben.

Es geht darum, sich auf seine Stärken zu besinnen und diese auszubauen, andererseits auch dort anzusetzen, wo Handlungsbedarf besteht. Wo Zittau weiter punkten kann, beschreibt eine Episode, die ich vor wenigen Tagen in einer meiner Lieblingskneipen – nein, diese liegt nicht in der Oberlausitz – erlebt habe. Am Nebentisch saß eine Runde von Abiturienten, vor allem Jungs mit Bärten und hochgesteckten Haaren. Sie sprachen über Görlitz und dass da "noch etwas geht". Die Görlitzer mögen mir verzeihen: Ich setzte mich dazu und erzählte von Zittau, von der Hillerschen Villa, vom Kronenkino, vom Freiraum, vom Kunstbauerkino in Großhennersdorf, vom Zittauer Campus, vom Theater, das einmal Grenzland-Theater hieß, vom alten Finanzamt und vom Drachenhaus, wie ich es nenne.

Man konnte förmlich hören, wie die Kinnladen auf der Tischplatte aufschlugen, die Jungs ruinierten sich ihre sorgsam gestylten Bärte. Manchmal träume ich davon, dass man sich viel Marketinggeld sparen könnte, wenn man Leute als Botschafter der Dreiländerregion, wo die Flüsse nicht trennen, sondern verbinden, über Land schickt. Wer Lust daran verspürt, kann das ja in Eigeninitiative machen – bitte sehr!

Mal ehrlich: Welche Städte haben es denn schwerer als Zittau, Niesky und Weißwasser, für ihre Bürgerinnen und Bürger als, wie man so sagt, lebenswerter Standort attraktiv zu sein? Da ist es schon ein riesiger Pluspunkt und macht Hoffnung, wenn die Einwohner kluge Leute zu Oberbürgermeistern oder zur Oberbürgermeisterin wählen. Glückwunsch, Zittau!

Kommentare Lesermeinungen (0)
Lesermeinungen geben nicht unbedingt die Auffassung der Redaktion, sondern die persönliche Auffassung der Verfasser wieder. Die Redaktion behält sich das Recht zu sinnwahrender Kürzung vor.

Schreiben Sie Ihre Meinung!

Name:
Email:
Betreff:
Kommentar:
 
Informieren Sie mich über andere Lesermeinungen per E-Mail
 
 
 
Weitere Artikel aus dem Ressort Weitere Artikel
  • Quelle: Thomas Beier | Foto: © BeierMedia.de
  • Erstellt am 12.06.2022 - 23:01Uhr | Zuletzt geändert am 14.10.2022 - 21:08Uhr
  • drucken Seite drucken
Anzeige