Muss Zittau erwachen?

Zittau, 27. Juli 2007. Wie "Die Linke" mitteilt, sind am frühen Morgen des 27. Juli 2007 vier Fensterscheiben ihres Zittauer Büros eingeworfen worden. Augenscheinlich seien mehrere Personen beteiligt gewesen. Bereits früher sah sich die Geschäftsstelle Attacken ausgesetzt, die von Steinwürfen über das Besprühen der Hauswand bis zum Verkleben der Schösser reichten.

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Kommentar von Fritz Stänker

Die Linken sind doch nicht doof, vor allem, wenn es darum geht, die tumben Beschädigungen ihres Büros als "Angriffe" und nun auch als "planmäßige Gruppenhandlung" auszuschlachten. Fast sieht man sich in die Zeiten der Weltwirtschaftskrise versetzt, als sich KPD und Nazis Straßenschlachten lieferten.

Allerdings spricht aus den Worten der Linken eine gewisse Schwierigkeit der eigenen Positionsbestimmung, wenn es in Ihrer Pressemitteilung vom 27. Juli 2007 heißt "Zittau muss endlich aufwachen." - das mit dem "erwache" hat schon längst der weltanchauliche Gegenpol belegt. Die Zittauer schlafen nicht, nur weil sie die linke Heilslehre nicht gleich in stürmischen Beileidsbekundungen hofieren. Dass die Zittauer ein waches Völkchen sind, wer wollte daran zweifeln?

Das Geschehen um das Zittauer Linkspartei-Büro darf nicht verharmlos werden. Auch wenn hier die Ränder des politischen Spektrums - quasi an der Stelle, wo der Kreis sich schließt - aufeinander treffen, einen rechtsfreien Raum gibt es nicht.
So gesehen hat Mirko Schultze, der Geschäftsführer des Regionalverbandes der Linken in der Oberlausitz, recht, wenn er sagt: "Mit welcher Dreistigkeit und Selbstsicherheit hier Täter direkt an einer Hauptstraße von Zittau vorgehen, ist beängstigend. Wer jetzt noch die Augen vor den gefestigten rechten Strukturen in Zittau verschließt und von der Illusion des unpolitischen Einzeltäters träumt, gefährdet die Demokratie und Freiheit aufs Unverantwortliche.“

Der Bundestagsabgeordnete Dr. Ilja Seifert, der sein Büro ebenfalls in der Geschäftsstelle betreibt, ruft mit einem "Aufruf an alle Organisationen und Parteien, gemeinsam zu handeln" nach einer Art Einheitsfront gegen rechts: „Nur das Handeln aller Demokratinnen und Demokraten kann eine weitere Eskalation verhindern. Parteipolitische Engstirnigkeit im Kampf gegen Rechts stärkt die Gegner der Demokratie und schwächt ihre Verteidiger.“ Wie deucht das alles nur so bekannt. Erstmal sich selbst in das demokratische Spektrum hieven, und dann die Linkspartei als führende Kraft im Block der demokratischen Parteien . . .

Die Demokratie kann nie perfekt sein, weil sie das Spiel der Kräfte zulässt. Genau da liegt aber ihre Stärke, sie kann sich selbst stets erholen und weiter entwickeln. Die süße Versuchung eines "demokratischen Sozialismus" hingegen geht immer mit Diktatur und unmenschlicher Unterdrückung schwanger. Wenn die linke Ecke anderen Demokraten "parteipolitische Engstirnigkeit" vorwirft, dann schimmert schon wieder die einzig richtige, weil "wissenschaftliche" Lehre durch.

Alles, was sich auf dem Boden der Demokratie bewegt, ist schutzwürdig durch die Demokratie; die Grenze ist gegeben, wenn die Demokratie gegen sich selbst instrumentalisiert werden soll,

meint Ihr Fritz Stänker

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  • Quelle: /FRS
  • Erstellt am 27.07.2007 - 09:03Uhr | Zuletzt geändert am 18.08.2022 - 20:34Uhr
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