Wählen gehen!
Zittau, 26. Mai 2019. Von Thomas Beier. Heute steht nicht das Wort zum Sonntag an, sondern die Tat zum Wahlsonntag: Wählen gehen! Es geht um Europa – und wie es Europa geht, das schlägt sehr unmittelbar auf Deutschland zurück. Darüber hinaus geht es um die Kreis- und Stadträte, in Görlitz auch um den Oberbürgermeisterposten. Deshalb ist es wichtig, gut abzuwägen, wem man seine Stimme bzw. Stimmen gibt.
Demokratie stärken
Deutschland zählt zu den Ländern, die weltweit am beliebtesten als Wohnort, aber auch als Investitionsstandort sind. Klimatisch günstig gelegen, reich an Landschaften und Traditionen, mit einem hohen Anteil gut ausgebildeter Menschen, einem sehr guten Gesundheitssystem und einem öffentlichen Verkehrssystem, das weit besser als sein Ruf ist. Deutschland ist aber auch berechenbar, mit unabhängiger Rechtsprechung und mit dem Grundgesetz mit einer der besten Verfassungen der Welt ausgestattet. Wir leben in einem Land, das anerkannt und respektiert ist, wirtschaftlich erfolgreich und – auch wenn es vielen zu langsam geht – ökologisch auf dem richtigen Weg ist. "Weiter so!", könnte man sagen. Richtig, die deutsche Gesellchaft braucht keinen "Bruch", den manche herbeifaseln, sie braucht aber noch mehr Orientierung am Alltag der Bürger und wie diese ihn wahrnehmen.
Freiheit, wie wir sie kennen, ist nicht selbstverständlich: freie Bildungs- und Berufswahl, die Freiheit, seine Meinung vertreten zu können, Informationsfreiheit, Reisefreiheit etc. pp. waren in der "DDR" keineswegs gegeben und mussten in einem tiefgreifenden gesellschaftlichen Wandelprozess, heute Friedliche Revolution genannt, erstritten werden. Dieser Wandel mündete in die Forderung nach der D-Mark und nach der Wiedervereinigung, geschickt genutzt und befeuert von der "Allianz für Deutschland". Ich kann mich nicht des Eindrucks erwehren, dass diejenigen, die 1990 nach der D-Mark riefen und die zwangsläufig zu erwartenden Begleiterscheinungen ausblendeten, die gleiche simple Denkart haben wie diejenigen, die heute meinen, Migranten würden ihnen etwas wegnehmen und Kriminalität könnte man mit Kontrollen und Überwachungskameras ausrotten.
Heute heißt es wachsam zu sein, wenn Menschen nur wegen Ihrer Herkunft oder Religion vorverurteilt werden und suggeriert wird, man müsse sich insgesamt vor ihnen schützen. So fing es schon einmal an in Deutschland. Glaube keiner, es beträfe ihn nicht: Rechte Ideologien brauchen immer Gruppen, die ausgegrenzt werden: mal sind es die Nicht-Arier, mal die Juden, die Muslime, dann die Freigeister, die Linken, die Alten, die Gebrechlichen und so weiter – irgendwann läuft in solchen feindbildbasierten Gesellschaften schließlich jeder Gefahr, selbst zum Feind erklärt zu werden. Wer heute zur Wahl seine Stimme abgibt sollte darauf achten, niemanden zu wählen, dessen Ideologie die Gefahr der Ausgrenzung in sich trägt. Dass Wahlversprechen – wie auch Unterstellungen – oft genug Versprecher in der Hitze des Wahlkampfes sind, sollte inzwischen jeder begriffen haben.
Wählen Sie, wir brauchen diese unperfekte, manchmal langsame Demokratie, damit sich die Gesellschaft immer wieder neu justieren kann. Es gibt keinen besseren Weg.
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- Quelle: Thomas Beier | Foto: Capri23auto / Ralph Pixabay, Lizenz CC0 Public Domain
- Erstellt am 26.05.2019 - 11:25Uhr | Zuletzt geändert am 26.05.2019 - 17:20Uhr
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