Bündnisgrüner Landtagsabgeordneter hinterfragt Abriss in Zittau mit Landesmitteln

Zittau, 29. Juli 2017. In Zittau will die rein städtische Wohnbaugesellschaft fünf Wohnhäuser mit Fördermitteln aus dem Landesprogramm "Rückbau Wohngebäude (L-RW)" abreißen lassen. Beim Haus Schrammstraße 17 ist das Vorhaben bereits in die Tat umgesetzt. Nun wird der Widerstand deutlicher.
Abbildung: Wenn Görlitz die Perle der Oberlausitz ist, dann ist Zittau der ungeschliffene Diamant. Für den Besucher erweist sich die Stadt im sächsich-niederschlesisch-böhmischen Dreiländereck als Fundgrube historischer Spuren. Was ist authentischer als ein unsaniertes Haus, das die Spuren seiner Nutzer im Putz trägt?

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Städtebaulich unkoordiniert wirkender Rückbau in Zittau unterstellt

Der denkmalschutzpolitische Sprecher der Landtagsfraktion von Bündnis90/Die Grünen, Wolfram Günther, sieht dabei zwei gravierende Probleme: "Die Förderbedingungen dieses Landesprogramms sagen eindeutig, dass der Rückbau von unbewohnbaren, ruinösen Wohngebäuden nicht förderfähig ist. Bei den fünf geförderten Objekten handelt es sich aber um seit zirka 20 Jahren leerstehende und nun mittlerweile ruinöse Wohnhäuser, die auch kurzfristig aufgrund zugemauerter Fenster und fehlender Innenausstattung nicht bewohnbar gemacht werden könnten. Ich habe daher jetzt eine Kleine Anfrage an die Staatsregierung gestellt." Zum anderen werden aus seiner Sicht in Zittau zudem städtebauliche Grundsätze missachtet: So sollte der Abriss von Eckhäusern, insbesondere an Kreuzungen, wo noch alle vier Eckgebäude vorhanden sind, eigentlich tabu sein – drei der fünf Abrisskandidaten sind jedoch Eckhäuser.

"Wenn der Freistaat die Existenz eines Stadtentwicklungskonzeptes als Fördervoraussetzung verlangt, erwarte ich natürlich von der Bewilligungsbehörde, hier der SAB, dass sie den beantragten Rückbau mit diesem Konzept abgleicht!" ärgert sich Günther. Nach dem Zittauer Stadtentwicklungskonzept soll zum Beispiel kein Abriss an Haupteinfallstraßen erfolgen, jedoch stand das bereits abgerissene Gebäude Schrammstraße 17 an der Ecke zur Humboldtstraße – die wichtigste Einfallstraße aus dem Zittauer Gebirge.

Böhm: Belebung statt Brachen

Der bündnisgrüne Zittauer Stadtrat Matthias Böhm hatte sich kürzlich gefreut, dass die Stadtverwaltung in das neue EFRE-Fördergebiet extra den Bahnhof Zittau mit der Achse Bahnhofstraße in die Innenstadt für eine mögliche städtebauliche Entwicklung aufgenommen hat. Zwar liegen die von der Wohnbaugesellschaft beantragten Abrisshäuser Bahnhofstraße 34/36 knapp außerhalb des EFRE-Gebietes, aber im direkten Blickfeld einfahrender Züge bzw. der zur Abfahrt bereitgestellten Schmalspurbahn, die vor allem von Ausflüglern ins Zittauer Gebirge genutzt wird. Böhm wünscht sich eine Belebung des Bahnhofsumfeldes statt neue Brachflächen: "Der Rückbau von Hütters Hotel direkt gegenüber des Bahnhofsvorplatzes dürfte doch als Negativ-Beispiel ausreichen: Wenn man als Gast der Stadt Zittau aus dem Bahnhofsgebäude tritt, blickt man nun auf haushohe Birken."

Zusammen mit Böhm hatte Günther zuvor versucht, über eine Auffanggesellschaft oder eine Art "bad bank" die ruinösen Häuser aus der Bilanz der städtischen Wohnbaugesellschaft herauszulösen.

Das Zittauer Stadtentwicklungskonzept postuliert aufgrund des demografischen Wandels einen Rückbau von außen nach innen. Zurückgebaut werden sollen überwiegend die Plattenbau-Siedlungen Zittau-Ost, teils auch -Süd und -Nord. Die Kritik der Bündnisgrünen: Nun werden entgegen dem Konzept Häuser in ansonsten städtebaulich intakten Gründerzeitvierteln herausgerissen, so dass ein Flickenteppich entsteht.

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  • Quelle: red | Fotos: © Zittauer Anzeiger
  • Erstellt am 28.07.2017 - 21:44Uhr | Zuletzt geändert am 28.07.2017 - 22:36Uhr
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