Eine kleine Renaissance in Zittau: Die Initiative "Geschichte im Schaufenster"
Zittau, 1. August 2023. Die Stadt Zittau steht vor einem Dilemma, das zahlreiche Städte in der Region, aber auch deutschlandweit plagt: Eine beträchtliche Anzahl ihrer Geschäfte in der Innenstadt ist leerstehend, was das Stadtbild erheblich beeinträchtigt. Einst glänzten die prächtigen Gebäude der Altstadt in ihrer vollen Pracht und zeugten von der reichen Handelstradition der Stadt. Doch heute sind viele dieser architektonischen Schätze verlassen, ihre Fassaden zeigen Spuren der Vernachlässigung und ihr früheres Leben scheint in den hinteren Gassen und Straßenzügen verloren gegangen zu sein.
Ein Negativbeispiel in der Nähe der Uhreninsel
Foto: apparat12.de
Ein geschichtsträchtiger Weg zur Wiederbelebung der Innenstadt
Positivbeispiele auf der Neustadt
Foto: apparat12.de
Ein geschichtsträchtiger Weg zur Wiederbelebung der Innenstadt
Um dieser besorgniserregenden Situation entgegenzuwirken, hat eine engagierte Initiative das Projekt "Geschichte im Schaufenster" ins Leben gerufen. Ihr Ziel ist es, die leerstehenden Geschäfte und Lokale optisch wieder zum Leben zu erwecken und somit das historische Erbe der Stadt in den Vordergrund zu rücken. Es geht dabei nicht nur darum, das Erscheinungsbild der Stadt zu verbessern, sondern auch den Einzelhandel und die Gastronomie zu stärken und das Bewusstsein für die reiche Geschichte der Stadt zu schärfen.
Die Situation im Einzelhandel von Zittau ist aufgrund mehrerer Faktoren angespannt. Der demografische Wandel, eine geringe Kaufkraft und die wachsende Konkurrenz durch das Internet haben zu einem Rückgang der Geschäftstätigkeit geführt. Ein weiterer Faktor ist die durch die historische Bausubstanz bedingt zum Teil schlechte Erreichbarkeit der Geschäfte mit Fahrzeugen und die Parkplatzsituation. Das trifft sowohl für potentielle Kunden aus dem Umland oder von weiter weg zu, als auch auf Zulieferer. Letztere benötigen angesichts der teilweise schlechten, weil historischen Straßen - zugegebenermaßen scherzhaft übertrieben - fast schon einen geländegängigen Transporter mit Differentialsperre, um Geschäfte in mancher der engen Gassen schnell zu beliefern.
Trotz dieser Herausforderungen sieht die Initiative ein enormes Potenzial in der Stadt, das darauf wartet, genutzt zu werden. Die beeindruckende natürliche Kulisse des Gebirges, das Dreiländereck und das historische architektonische Erbe der Stadt schaffen eine einzigartige Atmosphäre, die für einen florierenden Einzelhandel genutzt werden könnte.
Ein Blick über den Tellerrand hilft oft weiter
Die Idee für das Projekt stammt aus einer Reportage über eine ehemalige Bergbaustadt in England, die unter anderem dank eines ähnlichen Projekts eine bemerkenswerte Transformation erlebt hat. Die Stadt war mit ähnlichen Herausforderungen konfrontiert wie Zittau, hat aber durch kreative Maßnahmen eine beeindruckende Erholung erlebt. Diese Erfolgsgeschichte dient als Inspiration und Antrieb für die Bemühungen in Zittau.
Mit dem Projekt soll die einstige kulturelle und gastronomische Vielfalt der Stadt wieder zum Vorschein gebracht werden. Leerstehende Gebäude werden sorgfältig ausgewählt und ihre Schaufenster mit historischen Fotografien beklebt, die das Leben und Treiben vergangener Tage darstellen. Auf diese Weise sollen potenzielle Unternehmer inspiriert werden, ihre Geschäftsideen in den wiederbelebten Gebäuden zu verwirklichen.
Zwei Fliegen mit einer Klappe - Bildung vermitteln und Tourismus stärken
Neben der Unterstützung des Einzelhandels und der Gastronomie dient das Projekt auch als Bildungsinitiative und Tourismusförderer. QR-Codes auf den Fotowänden liefern wertvolle Hintergrundinformationen zur Geschichte des jeweiligen Gebäudes. Zudem sollen Ausstellungsinformationen Interesse für einen Besuch der Zittauer Museen wecken und so den lokalen Tourismus beleben.
Bei der Auswahl der Gebäude wird besonderer Wert auf ihre historische Relevanz gelegt. Es handelt sich nicht um willkürliche Schaufenster, sondern um solche, die Teil der reichen Geschichte der Stadt sind. Die Kooperation mit ehemaligen Betreibern und Eigentümern ist ein wichtiger Bestandteil des Prozesses und trägt maßgeblich zur Authentizität des Projekts bei.
Das Potenzial der Initiative
Obwohl das Projekt ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung ist, stellt es keinen vollständigen Lösungsansatz für die Herausforderungen des Einzelhandels dar. Vielmehr ist es ein Mosaikstein im Bemühen um die Wiederbelebung der Stadt. Die Stadt kann lediglich die Grundlagen schaffen - beispielsweise durch die Sanierung von Gebäuden - die Wiederbelebung liegt letztlich in den Händen der Menschen. Es ist jedoch ein ermutigendes Zeichen, dass trotz aller Schwierigkeiten der aktuellen Zeit, jeder, der den Handel liebt, die Möglichkeit hat, etwas aufzubauen. Mit Engagement, Kreativität und der Unterstützung solcher Initiativen kann eine Stadt wie Zittau wieder zum Leben erweckt werden.
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- Erstellt am 01.08.2023 - 09:46Uhr | Zuletzt geändert am 01.08.2023 - 10:20Uhr
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