Mit Friedensfest Demokratie und Heimat schützen
Zittau, 29. März 2018. Gewöhnlich scheut der Zittauer Anzeiger jeden Vergleich mit der Qualitätspresse. Dazu gehört auch, sich nicht ungebeten an facebook-Veröffentlichungen zu vergreifen. Anlässlich eines Posts, den der Zittauer Oberbürgermeister Thomas Zenker am gestrigen späten Abend veröffentlicht hat, soll dieses Prinzip ausnahmesweise durchbrochen werden: Weil der Mann Recht hat.
Zenker: dankbar, dass sich Demokraten aller Couleur zusammentun
Von Thomas Zenker (Erstveröffentlichung am 28. März 2018 auf facebook). Kreistagsresolution gegen Nazifestival. Mit überdeutlicher Mehrheit heute beschlossen. Warum? Haben die nichts anderes zu tun?! Da muss ich noch etwas längeres fb-untaugliches loswerden:
Die echte wie die vermeintliche Elite der rechtsextremen Szene Deutschlands und Europas will sich in der Oberlausitz treffen, einen Achtungserfolg und ordentlich Reibach für einen möglichen neuen NPD-Führer und sein Umfeld aus Alt- und Jungkadern der schwächelnden NPD, hippen Identitären, gewaltbereiten Kameradschaften und absurdesten NS-Verherrlichern schaffen. So wie in Thüringen im vergangenen Jahr und dort seitdem immer wieder. Hier bei uns vor der Haustür, an der schönen Neiße, zwischen Zittau und Görlitz.
"Schild und Schwert" wird das so genannte Festival am Wochenende heißen, das ganz zufällig am Geburtstag des berüchtigtsten Anstreichers der Weltgeschichte stattfinden soll. Klingelt bei der Kombination bei manchem eventuell noch etwas? Ja stimmt, die zwei großen S sind auch ganz einprägsam und vielleicht zufällig passend, aber das meine ich gar nicht. Die Abkürzung MfS ist hierzulande ja leider auch immer noch allzu bekannt, und ebendiese Staatssicherheit hatte den Slogan aus der guten alten Stalinistenschule des Herrn Dzierzynski übernommen - orientiert an der Tscheka, der berüchtigten Geheimpolizei Lenins und Stalins. Zu DDR-Zeiten wurde die Symbolik eindeutig formuliert und in heroisch-kranken Liedern besungen: der Schild natürlich als Symbol für den Schutz der Staatspartei SED und das Schwert für den erklärten Willen, Feinde (nicht selten vor allem die, die man dafür hielt) nicht nur abzuwehren sondern auch zu bestrafen und zu zerstören.
Diese widerwärtige bewusst gewählte Reminiszenz an vergangene Zeiten wird mit einer rechtsextremen Spaßkultur von Bands des ganzen Spektrums - ebenfalls höchst populäres Zeug in der Szene - gepaart. Schließlich muss man ja viele erreichen. Vom Hooligan zum NS-Rapper ist alles dabei. Ich erspare mir hier ekelhafte Textzitate die menschenverachtender kaum denkbar sind und möchte nur leise darauf hinweisen, dass es sich beispielsweise um „Musiker“ handelt, die es vermocht haben, als verfassungsfeindliche Organisation bereits verurteilt worden zu sein, oder gegen die im Umfeld der desaströsen NSU-Aufklärungsversuche intensivst ermittelt wurde, zu nah war man sich gekommen. Ehrlich gesagt bisher noch ohne Erfolg, aber da hat dann doch jemand vorgezogen ins nichtdeutsche Ausland zu wechseln...
Alles in allem und ganz kurz: Nein, die Herrschaften sollte man nicht in Ruhe feiern lassen, die sollen sich hier nicht wohl fühlen und sich hier nichts aufbauen. Wenn es geht nirgends, aber jetzt reden wir erst einmal über Ostritz. Ich bin dankbar, dass sich Demokraten aller Couleur zusammentun, um die Demokratie und unsere Heimat vor den oben erwähnten Urhebern dieser leider recht perfide organisierten Feier im hübschen Hotel Neißeblick des grundsympathischen Ex-Republikaners zu schützen, indem wir die Bevölkerung warnen, die Behörden unterstützen und auch symbolische Aktionen wie das Friedensfest unternehmen.
Wir sollten uns grundsätzlich für Meinungsfreiheit und Menschenrechte einsetzen. Die eine hat Grenzen und die anderen dürfen nicht beschnitten werden. So sollte es bleiben, so können wir uns auch über strittige Themen streiten. Aber hier - und die Gefahr sieht offenbar auch die Mehrheit der Kreisräte so - hier soll etwas angebahnt werden, das keine Toleranz mehr verdient. Wie schon einmal zitiert: "[...]wenn wir die uneingeschränkte Toleranz sogar auf die Intoleranten ausdehnen, wenn wir nicht bereit sind, eine tolerante Gesellschaftsordnung gegen die Angriffe der Intoleranz zu verteidigen, dann werden die Toleranten vernichtet werden und die Toleranz mit ihnen."
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Ostritzer Friedensfest vom 20. bis 22. April 2018:
Programm des Internationalen Begegnungszentrums St. Marienthal
Detailliertes Programm und Unterstützer sowie Informacje w języku polskim
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- Quelle: red | Thomas Zenker | Faksimile: Thomas Zenker / facebook, Foto: © Zittauer Anzeiger
- Erstellt am 29.03.2018 - 07:27Uhr | Zuletzt geändert am 30.03.2018 - 05:13Uhr
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