Kommt die Bahn zurück nach Ebersbach und Herrnhut?

Kommt die Bahn zurück nach Ebersbach und Herrnhut?Berlin | Landkreis Görlitz, 28. Juni 2021. Bundesweit will die Deutsche Bahn 20 stillgelegte Eisenbahnstrecken mit einer Gesamtlänge von 245 Kilometern reaktivieren. Zusätzlich könnte es im Landkreis Görlitz auf den Strecken Ebersbach-Löbau und Oberoderwitz-Niedercunnersdorf – der Herrnhuter Bahn – wieder rollen.

Abb.: Der Zustand der stillgelegten Bahnstrecken ist höchst unterschiedlich und reicht von zugewachsen bis zwecks Radwegebau zerstört
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Allianz pro Schiene: sozialen Aspekte und Umweltvorteile der Schienenanbindung bislang ignoriert

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Bonjour tristesse: Die ehemalige Görlitzer Kreisbahn bei Königshain
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Die beiden Strecken im Süden des Landkreises Görlitz gehören zu weiteren, die für eine mögliche Wiederinbetriebnahme identifiziert wurden. Die Görlitzer Kreisbahn wurde indes nicht genannt: Hier ist der Bahndamm zu einem Radweg umgebaut worden – das Ausflugsgebiet Königshainer Berge hat seinen Bahnanschluss damit wohl auf Dauer verloren. Bei der Herrnhuter Bahn könnte der Bremsklotz für den Radweg in letzter Sekunde gesetzt werden: Der Görlitzer Kreistag hatte am 9. Mai 2019 der Errichtung einer Radverkehrsanlage auf dieser Strecke zugestimmt, wozu aktuell ein Planfeststellungsverfahren zum Abbau der Gleisanlagen auf dieser Strecke läuft.

Zu den aktuellen Plänen der Streckenraktivierung, denen ein Streckenportfolio in ganz Deutschland mit insgesamt rund 1.300 Kilometern Länge, ermittelt von einem Expertenteam der Deutschen Bahn (DB), zugrunde liegt, sagte DB-Netz Vorstand Jens Bergmann: "Gemeinsam mit den Ländern und Aufgabenträgern erwecken wir stillgelegte Strecken zu neuem Leben. Bundesweit gehen wir zunächst 20 Strecken an, in den kommenden Jahren folgen weitere Verbindungen. Unser Ziel: Wir wollen mehr Menschen für die Bahn gewinnen, mehr Güter auf die Schiene bringen. Jeder Kilometer Gleis ist aktiver Klimaschutz."

Mit dem neuen Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz hat die Bundesregierung gute Rahmenbedingungen für die Streckenreaktivierungen geschaffen. Wie der Geschaftsführer des Verbands Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) Martin henke anmerkte, müsse sie "nun aber auch die veralteten Bedingungen der 'Standardisierten Bewertung' solcher Projekte anpassen". Auch Dirk Flege, Geschäftsführer Allianz pro Schiene, zeigt sich erfreut, denkt aber einen Schritt weiter: "Die Reaktivierung stillgelegter Strecken steht für das Comeback der Schiene in der Fläche und damit für einen klimafreundlicheren Verkehrsmix. Die nächste Bundesregierung ist gefordert, die Hürden für weitere Reaktivierungen zu senken. Die bisherigen Bewertungskriterien ignorieren die sozialen Aspekte einer Schienenanbindung und berücksichtigen zu wenig die Umweltvorteile des Schienenverkehrs."

Über Streckenreaktivierungen entscheiden Bund, Länder und Aufgabenträger für den Nahverkehr gemeinsam mit der DB. Die DB berät zudem bei Machbarkeitsstudien und bei der Planung – auch bei der Wiederbelebung von Strecken, die anderen gehören; diese machen knapp zwei Drittel der identifizierten Strecken aus.

Erste Stimmen aus dem Landkreis Görlitz

Die Vorsitzende des Bündnisgrünen Kreisverbands Görlitz, Annett Jagiela, und Kreisrat Thomas Pilz sehen in der Entscheidung zur Streckenreaktivierung ein wichtiges Zeichen. Jagiela: "Die Deutsche Bahn setzt auf Klimaschutz und leitet einen Paradigmenwechsel ein: Mehr Klimaschutz bedeutet mehr Bahnverkehr." Beide Strecken können aus ihrer Sicht Lücken im Oberlausitzer Bahnnetz schließen und dafür sorgen, dass Reisende verlässlich, klima- und umweltfreundlich ihre Ziele in der Dreiländerregion erreichen können. Auch die Bahnanbindung in etwa die nächstliegenden Metropolen wie Dresden, Berlin, Prag (Praha) und Breslau (Wrocław) würde damit vor Ort verbessert.

Kreisrat Thomas Pilz sieht nun den Landekreis Görlitz in der Pflicht: "Dass die Deutsche Bahn über eine Reaktivierung der Herrnhuter Bahn wie auch der Strecke Löbau-Ebersbach nachdenkt, bedeutet, dass der Besitzer der Strecken seiner Eigentümerverantwortung zu Nutzung und Betrieb nachkommt. Daran mangelte es in den letzten 20 Jahren. Als Landkreis sollten wir diese Entwicklung unterstützen, da sich damit das öffentliche Mobilitätsangebot für die Menschen vor Ort deutlich verbessern ließe. Ein erster Schritt wäre, die Umsetzung des Kreistagsbeschluss vom 9. Mai 2019 zur Umnutzung der Herrnhuter Bahn zum Bahnradweg auszusetzen. Die DB sollte ihrerseits das Planfeststellungsverfahren zum Gleisrückbau einstellen."

Bundestagsdirektkandidatin Jagiela nutzt die Gelegenheit, nutzt die Gelegenheit, Ziele aufzuzählen: "Jetzt braucht es endlich eine kluge und zukunftsgewandte Verkehrspolitik im Bund, die diese Entwicklungen unterstützt und eine aktive Unterstützung im sächsischen Wirtschaftsministerium. Wir Bündnisgrünen werden uns für massive Investitionen in die Infrastruktur, in neue Fahrzeuge, die Senkung der Trassenpreise, die Modernisierung von Bahnhöfen zu barrierefreien Mobilitätsstationen, an denen der Bahn-, Rad- und Autoverkehr zusammengedacht und genutzt werden kann, einsetzen. Zudem müssen die Finanzierungsinstrumente wie das Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz und die Regionalisierungsmittel für diese Ziele ausgebaut, der Lärmschutz mitgedacht werden."

Mehr:
Über die Herrnhuter Bahn und die abzweigenden Strecken informiert der Pro Herrnhuter Bahn e.V., der sich für die Wiederinbetriebnahme der Strecke einsetzt und den Umbau zu einem Radweg für eine Fehlentscheidung hält. Nicht zuletzt sind Radfahrer viel ungefährlicher, wenn sie ihren Drahtesel in der Bahn mitnehmen oder gleich am Bahnhof abstellen.

Kulturzuschlag:
Auf der Oberlausitzer Eisenbahn dito

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  • Quelle: red | Fotos: © BeierMedia.de
  • Erstellt am 28.06.2021 - 13:26Uhr | Zuletzt geändert am 28.06.2021 - 14:35Uhr
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