B178n: Überraschende Wende eines Baustopps

Landkreis Görlitz, 1. April 2015. Von Elke Fasler. Drei Bauingenieurbüros haben ihr Know-how gebündelt und ein Alternativprojekt entwickelt, durch das eine Fertigstellung der B178n garantiert werden kann. Die Spezialisten auf dem Gebiet des Tunnel- und Straßenbaus sind wie viele Unternehmer und auch Bürger davon überzeugt, dass die Straße, die auch im Bundesverkehrswegeplan wegen des "gesellschaftlichem Interesses" ganz oben auf der Prioritätenliste steht, sehr schnell fertig gestellt werden muss. "Nur durch eine optimale Anbindung an eine hochleistungsfähige Straße kann der Wirtschaftsstandort Zittau gesichert und ausgebaut werden. Unternehmer und die hiesigen Kommunalpolitiker benötigen Planungssicherheit,“ so die Position der Ingenieur-Group.

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Tunnelprojekt eint Streithähne

Vorgesehen ist nun entsprechend der durch die DEGES geplanten Linienführung ein 5,1 km langer Tunnel. Mit innovativer Technik vorangetrieben könnte die Röhre, die 15 Meter tief unter der Erde verlaufen soll, spätestens im Sommer 2016 für den Verkehr frei gegeben werden.

Mit den Bauarbeiten könnte nach Ende der Brutzeit der rund um Weißenberg gesichteten Kormorane im Juni dieses Jahres begonnen werden. Von den betroffenen Landwirten liegen bereits die Einwilligungsbescheide vor. "Die Gespräche verliefen sehr kooperativ. Den Landwirten liegen die Entwicklung der Gesamtregion und das Gemeinwohl sehr am Herzen. Darüber hinaus wurde bereits aus Privatspenden ein Fond eröffnet, über den die Ernteausfälle in Folge der Bauarbeiten ausgeglichen werden“, so die Aussage der Tunnelbauer.

In der kommenden Woche soll ein Gespräch mit dem SMWA stattfinden. Die Bauspezialisten sind überzeugt, dass auch von dort "grünes Licht" für das ehrgeizige Projekt gegeben wird. Für die Projektentwicklung werden keine Gelder fällig. "Uns ist wichtig, dass es in unserer Region vorwärts geht“, stellten die jungen Fachleute klar. Mittlerweile arbeiten im Team auch Ingeniere aus Dresden, München und Berlin, da sie von der Lebensqualität in der Oberlausitz begeistert sind und es hier noch genügend Gestaltungsspielräume gibt.

Neues Gemeinschaftsbewusstsein

Damit hat die aktuelle Krise in der Endphase der Fertigstellung der B178n tatsächlich auch etwas Positives: Noch nie waren sich Bürgermeister, Politiker und Bürger von Weißenberg bis ins Dreiländereck über die Notwendigkeit eines Straßenbauprojektes so einig.

Durch 5,1 km fehlenden Asphalt ist ein neues Gemeinschaftsbewusstsein entstanden. So wollen die Bürgermeister nach Fertigstellung der B178n gemeinsam für die Sehenswürdigkeiten der Region werben, damit der Tourismusbereich und die Wirtschaftsförderung angekurbelt werdenn. "Kooperieren anstatt konkurrieren" ist der neue Slogan, der Weißenberg mit Schloss Gröditz inklusive dem Naturschutzgebiet der Gröditzer Skala, den gusseisernen König-Friedrich-August-Turm auf dem Löbauer Berg, die Herrnhuter Sterne und die Zittauer Fastentüchern sowie das Dreiländereck Deutschland-Polen-Tschechien - um nur einige wenige Beispiele des Reichtums der Region zu benennen - vereinen soll.

Es ist unbestritten: Jeder Straßenneubau bringt neben Vorteilen auch Nachteile. Deshalb müssen auch die Hilferufe der Ruppersdorfer sehr ernst genommen werden und bei Bedarf Lärmschutzwände errichtet werden. Unbestritten wurden in der Planung der Gesamttrasse auch Fehler gemacht. Doch das "hätte" hilft nicht mehr: Es geht um die Zukunft einer ganzen Region und die nachfolgender Generationen. Die Eigeninitiative der Tunnelbauspezialisten macht Mut, dass durch eine Straße trotz diverser Nachteile "zusammenwächst, was zusammen gehört!"

Hintergrund:
Der Weiterbau der B178n im Trassenbereich1.1, der vierstreifige Neubau von der A4-Anschlussstelle Weißenberg bis Nostitz muss aus Sicht des Sächsischen Wirtschaftsministeriums nochmal auf den Prüfstand. Die Aufregung über den möglicherweise nun nur noch dreistreifigen Ausbau des letzten Abschnitts vor der Autobahn ist verständlicherweise groß, da die Wirtschaftskraft und die zukünftige Entwicklung von Weißenberg bis zum Dreiländereck Deutschland-Polen-Tschechien ganz maßgeblich mit der Fertigstellung dieser Bundesstraße verknüpft ist.

Ursache für weitere Gutachten und das Überprüfen von Alternativtrassen durch das sächsische Wirtschaftsministerium sind mehr als 100 Einwendungen, durch die die Rechtskraft des Planfeststellungsverfahrens gefährdet ist.

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  • Quelle: Elke Fasler | Foto: sipa / Silvia, pixabay, Lizenz CC0 Public Domain
  • Erstellt am 31.03.2015 - 23:13Uhr | Zuletzt geändert am 31.03.2015 - 23:37Uhr
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