Gesund oder gut leben?

 Gesund oder gut leben?Zittau, 27. Mai 2022. Von Thomas Beier. Ja doch, zugegeben, die Überschrift ist provokant. Dennoch gibt es im Leben immer wieder Situationen, in denen sich angesichts eines bevorstehenden Genusses das schlechte Gewissen mit erhobenem Zeigefinger meldet: "Du sollst doch nicht…"

Abb.: Rauchen? Entgegen vieler Vorurteile: Aufhören geht immer
Foto: Hanjörg Scherzer, Pixabay License
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Der Flow als Maßstab der Lebensqualität

Wenn man der Methusalem unter den junggebliebenen Leuten ist, dann darf man sagen: "Doch, du sollst!" – Die Lebenserfahrung zeigt, dass das Leben sonst in seiner ganzen Brutalität den Blues von der letzten Gelegenheit singt, von Gelegenheiten, von denen man lebenslang bereut, sie nicht genutzt zu haben. Mancher und manche brauchen halt mehr als fünfzig Lebensjahre, um das Prinzip zu begreifen: Leben ist immer jetzt, gleich, sofort. Die Vergangenheit lässt sich nicht nachholen und die Zukunft kommt eh anders, als man denkt.

Im Flow sein

Sollte man also einen bedingungslosen Hedonismus ausleben? Das ist eine Definitionsfrage, man könnte auch fragen: Wie hältst du’s mit dem Epikur? Vielleicht ist der Begriff des Hedonismus schon längst verschlissen und durch den Flow ersetzt. Flow, das ist ein Lebenszustand, bei dem Anforderungen und Leistungsvermögen so im Einklang stehen, dass Erfolgserlebnisse erzeugt werden.

Besonders befriedigend wirkt der Flow, wenn man Nutzbringendes nach eigenem Gusto tun kann, also in der Wahl seiner Arbeit und seines Seins frei ist. Freilich wäre es ein Irrtum zu glauben, dies wäre völlig frei von Zwängen möglich, es geht vielmehr darum, Entscheidungen treffen zu können, ohne unmittelbare nachteilige Konsequenzen fürchten zu müssen.

Realistisch gesehen

Realistisch muss man allerdings sagen: Für die meisten ist das ein Traum und es wäre schon viel erreicht, wenn sie einfach nur Spaß an ihrer Arbeit hätten. Vermutlich mit der Industrialisierung und dem Manchester-Kapitalismus ist die bis heute anhaltende Auffassung entstanden, Arbeitszeit sei eine Art Leidenszeit, die man zugunsten der Freizeit zeitlich möglichst kurz halten müsse.

Entsprechend hat sich das Bestreben entwickelt, seine von Arbeit freie Zeit als Luxus möglichst genussvoll zu verleben – und davon lebt eine ganze Industrie, Freizeitwirtschaft genannt. Dazu gehören Urlaubs- und Tourismusanbieter ebenso wie Gaststätten und Clubs, sonstige Etablissements oder auch jene, die das Leben im privaten Rückzugsraum angenehm gestalten wollen.

Genuss kennt Grenzen

Na klar: Zu den privaten Annehmlichkeiten gehören etwa bequeme Möbel, Unterhaltungselektronik, ein leistungsfähige Küche und alles, was den auch ungesunden Genüssen dient. Da muss man das Kind schon beim Namen nennen: Übermäßiger Alkoholgenuss in privater Umgebung ist keine Seltenheit und wo getrunken wird, wird gerne auch geraucht.

Wer glaubt, nicht ganz davon wegkommen zu können, sollte wenigstens versuchen, seinen Verbrauch an Genussgiften – nicht ohne Grund heißen sie so – zu reduzieren. Beim Alkohol ist das allerdings schwierig und wer erkennt “mit ohne Alkohol” ein Problem zu haben, sollte sich unbedingt an eine Beratungsstelle oder einen Arzt wenden. Tatsächlich bedarf die Abkehr vom Alkohol, ist man den übertriebenen Genuss erst einmal gewohnt, zunächst eines Problembewusstseins und fast immer dann auch externer Hilfe beziehungsweise Begleitung.

Weg vom Tabakrauch

Anders beim Rauchen: Hier gelingt es sogar Kettenrauchern – eine Kippe zündet die nächste an –, schlagartig aufzuhören, wenn sie entsprechend motiviert sind. Für andere ist es ein Weg in ein risikoärmeres Verhalten, mit aromatischen Liquid Aromen den Nikotinverbrauch zu reduzieren und andere gefährliche Bestandteile des Tabakrauchs ganz zu meiden.

Entscheidend ist immer die eigene Motivation, den Weg zu einem gesünderen Lebensstil einzuschlagen. Für manchen Raucher ist eine schwere Bronchitis der Auslöser, sofort ganz aufzuhören, andere denken angesichts der Geburt von Enkeln daran, mehr für ein möglichst langes und erfülltes Leben zu tun.

Gesundheitsgefährdende Risiken seiner Laster zu senken, dafür ist es im Grunde nie zu spät, manchmal braucht man nur den entsprechenden Auslöser dafür – sagt einer, der es überlebt hat.

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  • Quelle: Thomas Beier | Foto: maxknoxvill / Hanjörg Scherzer, Pixabay License
  • Erstellt am 27.05.2022 - 20:35Uhr | Zuletzt geändert am 27.05.2022 - 21:23Uhr
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