Eine Frage der Lebenseinstellung für Mensch und Tier
Zittau, 4. März 2022. Von Thomas Beier. In diesen Zeiten ist es tröstlich, Bilder der Normalität zu erleben, so wie neulich: Auf der Suche nach einem Ansprechpartner in einem kleinen Dorf bei Görlitz kommt eine Herde Kinder angestürmt, um ohne Scheu und fröhlich Auskunft zu geben. Dann erscheint wie aus dem Nichts ein Mann völlig undefinierbaren Alters, der nur sagt: "Ich habe ihn angerufen, er kommt gleich." Da braucht man keinen Fellini-Film zu gucken, da ist man mittendrin.
Im Einklang leben
Tatsächlich ist es das, was die etwas abgelegeneren Dörfer so angenehm macht: Es mangelt an der Aufgesetztheit der Städte, dem ständigen gegenseitigen Taxieren. Hier sind die Dinge, wie sie sind, und was ansteht, muss getan werden.
Diese Lebenseinstellung zeigt sich in vielerlei Beziehung, vor allem aber in einer besonderen Nähe zu Tieren und zur Natur insgesamt. Sprechen die alteingesessenen Dorfbewohner über Tiere, dann wie über Menschen: Es geht um ihren Charakter, ob es ihnen gutgeht und was sie gerade wieder angestellt haben. Da wird nicht gewertet oder eingeordnet, da wird nur beschrieben, was ist.
Natürlich schwingt in diesen Beschreibungen mit, sich den Ereignissen auszuliefern, weil kaum jemand auf die Idee kommt, eine höhere Perspektive einzunehmen. Andererseits wird nicht vorschnell bewertet, sondern grundsätzlich vorausgesetzt: Es könnte was dran sein. Das bringt eine gewissen Offenheit mit sich auch für das, was woanders nicht zum Zuge kommt.
Esoterik und Heilmethoden
So ein Punkt sind alternative Heilmethoden. Die kann man als Aberglaube oder Esoterik abtun, die andere Seite: Die Wahrheit zeigt sich in der Praxis, nicht ohne Grund werden sogar esoterische Büros eingerichtet. Wobei das mit der Esoterik so eine Sache ist. Vereinfacht gesagt versteht sich Esoterik ja als exklusives Wissen, das nicht jedermann zugänglich ist. Heutzutage zeichnen sich jene, die sich auf Wissen berufen, auf das andere keinen Zugang haben, oft genug dadurch aus, dass sie auf dem Gebiet der Exoterik, dem des allgemein zugänglichen Wissens, nicht sonderlich gut besohlt sind.Ein Pieks und alles ist wieder gut?
Wer gewohnt ist, ganzheitlich und systemisch zu denken, für den gibt es im Grunde keine Esoterik, weil das, was Esoterik bieten könnte, bereits teils Denkens ist. Um es am Beispiel konkret zu machen, kann man die alternativen Heilmethoden wie etwa die der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) entstammende Akupunktur betrachten.Hier tun sich drei Lager auf:
- Wer lieber in einem System als systemisch denkt, wird Akupunktur als in ihrer Wirkungsweise wissenschaftlich nicht nachvollziehbar ablehnen.
- Das andere Lager umfasst jene, die zwar keine schulmedizinische Ausbildung haben, die Schulmedizin aber weitestgehend ablehnen und lieber auf alternative Methoden wie die Homöopathie oder eben die Akupunktur setzen.
- Eine dritte Gruppe hingegen schaut, was es bewirkt und meint, auch wenn man die Wirkweise nicht verstehe, müsse man doch die positiven Effekte anerkennen. Hier wird nicht bewertet, sondern nach dem Nutzen gefragt.
Akupunktur ist wirksam
Seit im Jahr 2007 Wissenschaftler der Berliner Charité die Wirksamkeit von Akupunktur als in der Routineversorgung wirksam und sicher nachgewiesen haben, hat sich der Umgang mit dieser TCM-Methode nachhaltig verändert. Insbesondere bei Kopfschmerzen, Schmerzen im Bereich der Lendenwirbelsäule als Folge eines Bandscheibenvorfalls, Arthroseschmerzen, Asthma, allergischer Nasenschleimhautentzündung und schmerzhaften Regelblutungen zeigten sich in vielen Fällen die positive Resultate der feinen Nadelstiche.Das wiederum hat Tierfreunde auf den Plan gerufen: Was beim Menschen funktioniert, muss naheliegenderweise auch bei anderen Säugetieren funktionieren. Vor diesem Hintergrund haben Prinzipien der Osteopathie und die Akupunktur Eingang in die Tiertherapie gefunden. Dabei gilt auch hier für die Akupunktur: Sie kann heilen, was gestört ist, sie kann aber nicht reparieren, was zerstört ist.
Akupunktur für Tiere
Im Mittelpunkt der Akupunktur an Tieren stehen Hunde und Pferde, beides hochsensible Vierbeiner, die eine ganz besondere Vertrauensbeziehung zum Menschen aufbauen. Vor diesem Hintergrund fühlen sich Menschen ihren Tieren verpflichtet, was deren Gesunderhaltung oder die Linderung von Schmerz betrifft. Das entsprechende Wissen kann man sich aneignen.Tina Doxtader etwa bietet ihre Seminare zur Pferde Akupunktur und Tiertherapeut Ausbilung ausdrücklich nicht nur für Tierärzte und Studenten der Veterinärmedizin an, sondern ebenso für Tierheilpraktiker, Tierphysiotherapeuten und interessierte Pferdehalter. In Gruppen von maximal acht Teilnehmern wird an zwölf Präsenz-Wochenenden binnes eines Jahres das praktische Wissen vermittelt, die Theorie wird online bereitgestellt.
Wer je mit Pferden zu tun hatte, der weiß: Man kann gar nicht genug wissen über diese Tiere, die sich dem Menschen so sehr anvertrauen.
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- Quelle: Thomas Beier | Fotos: © BeierMedia.de
- Erstellt am 03.03.2022 - 23:49Uhr | Zuletzt geändert am 04.03.2022 - 00:17Uhr
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