Beziehungs-Vitamine und andere
Zittau, 5. Februar 2021. Der Mensch und auch die Tiere brauchen, um zu leben – im Gegensatz zu Pflanzen – Vitamine. Das ist gemeinhin bekannt, oft ist damit aber schon die Grenze des Wissens über Vitamine erreicht – Grund genug, einmal genauer hinzuschauen.
Ohne Vitamine geht gar nichts
Zunächst aber benötigt das Thema eine Begriffsklärung, wenn es um das "Vitamin B" geht. Wer vor der Wiedervereinigung im Osten des deutschen Vaterlandes sozialisiert wurde, denkt bei "Vitamin B" weniger an eine dieser organischen Verbindungen, die ein lebender Organismus nicht etwa als Energieträger, sondern vielmehr für lebenswichtige Funktionen benötigt. Obwohl: Das ist ein schönes Gleichnis, denn in der "DDR" stand "Vitamin B" für Beziehungen haben, die oft genug für das wirtschaftliche Überleben nötig waren.
Nur wer über "Vitamin B" verfügte, bekam das benötigte Baumaterial, den Braten für die Familienfeier oder kurzfristig einen Reparaturtermin in der Autowerkstatt. Diese Art von Beziehungen wollte gepflegt sein und die Bakschisch-Kultur – häufig als Mischform zwischen Trinkgeld und Bestechung – war weit verbreitet: Wer nicht mitspielte, hatte immer wieder das Nachsehen. König war hingehen war, wer etwas zu bieten hatte, das zur Mangelware gehörte, etwa Handwerkerleistungen. Den Witz im Handwerkergruß "Forum geht’s denn?" versteht nur der gelernte Ossi, denn "Forum" hießen die Schecks, die man vom "DDR"-Staat gegen D-Mark erhielt und mit denen man in den speziell eingerichteten Intershop-Läden West- und andere sonst unerreichbare Waren kaufen konnte. Für viele Handwerker ging ein Auftrag nur dann, wenn sie ganz oder teilweise mit D-Mark oder eben diesen Forum-Schecks bezahlt werden konnten – den damit einhergehenden Imageschaden konnten manche Betriebe bis heute nicht ausbügeln.
Überhaupt haben sich bestimmte "Vitamin B"-Rituale in strukturschwachen Regionen wie dem Landkreis Görlitz bis in die Gegenwart erhalten: Einen Arzttermin für neue Patienten gibt es in aller Regel nur auf Empfehlung und auch Posten und Pöstchen werden – so könnte man zuweilen mutmaßen – nicht immer frei von Beziehungs- oder Parteibucherwägungen besetzt. Doch die Pandora-Schachtel der noch immer tagesaktuellen West-Ost-Unterschiede, die vielleicht nur wegen der Abgelegenheit dieses fernen deutschen Ostens vielen nicht auffallen, soll geschlossen bleiben, denn es geht um Vitamine.
Vitamine im Körper
Vitamine kann der Körper in den meisten Fällen nicht selbst erzeugen, sie müssen mit der Nahrung – auch als Provitamine genannte Vorstufe – aufgenommen werden. Ausnahmen davon bilden lediglich zwei Vitamine:- Das Niacin genannte Vitamin B3 kann der Körper unter anderem aus der Aminosäure Tryptophan, die in vielen Lebensmitteln vorhanden ist, selbst bilden. Vitamin B3 ist wichtig für die Regenerierung von Muskeln, auch Immunsystem, Haut, DNA und Nerven profitieren ebenso wie Botenstoffe im Gehirn davon. Niacin gehört zum Vitamin B-Komplex, in dem übrigens für alle, die sich vegan ernähren, dem Vitamin B12 besondere Bedeutung zukommt, weil es in Pflanzen kaum vorkommt.
- Die andere Ausnahme ist das Vitamin D3, das der Körper als Ergebnis der Photosynthese erzeugt und damit im Normalfall seinen Bedarf größtenteils deckt. Nötig ist dazu der im Sonnenlicht enthaltene UV-B Anteil, der nur beim Aufenthalt im Freien auf die Haut treffen kann, denn schon eine Fensterscheibe würde ihn zurückhalten. Ein ausgiebiges Sonnenbad ist jedoch nicht risikofrei, vor allem muss man einen Sonnenbrand vermeiden.
Gerade in der lichtarmen Jahreszeit von November bis Februar, in der man sich im Freien gewöhnlich nur dick vermummt aufhält, ist es wichtig, dass der Körper auf Reserven an Vitamin D zurückgreifen kann – dieses Vitamin kann er im Gegensatz zu den B-Vitaminen speichern. Wer weder über die Eigensynthese im Sonnenlicht noch über die Nahrung – etwa Eier, Pilze, fetten Seefisch oder einige Innereien – seinen Vitamin D Haushalt nicht genügend anreichern kann, für den kann eine Nahrungsergänzung mit Vitamin D im Winter sinnvoll sein. Ein Mangel an Vitamin D kann schon bei Säuglingen zur Entkalkung und Knochenerweichung und schließlich zur Rachitis führen, bei Erwachsenen kann er zur Osteoporose beitragen. Weitere Symptome können etwa Muskelschwäche und erhöhte Infektanfälligkeit sein; Zusammenhänge – wenn auch nicht ursächlich – bestehen zu Bluthochdruck, Diabetes Typ 2, Herz-Kreislauf-Krankheiten und Krebserkrankungen, wie beim Robert-Koch-Institut nachzulesen ist.
Was man über Vitamine noch wissen sollte
Fakt ist: Für ein gutes Leben ist nicht nur das "Vitamin B" im übertragenen Sinne nötig, sondern für den Körper sind es alle Vitamine. Sie sind maßgeblich am Stoffwechsel und damit der Energiegewinnung beteiligt, haben Einfluss auf das Immunsystem, den Zellaufbau, die Blutbildung, Knochen und Zähne.Schon deshalb sollte man auf eine abwechslungsreiche und gesunde Ernährung achten. Dabei wird es angesichts der gebotenen übergroßen Auswahl an Lebensmitteln immer wichtiger, sich selbst mit diesen "Mitteln zum Leben" und ihren Wirkungen auf den Körper zu beschäftigen und gegebenenfalls nachzujustieren, wenn bestimmte Mangelerscheinungen drohen. Allerdings gilt bei Vitaminen keinesfalls das Prinzip "viel hilft viel" – im Gegenteil, eine akute oder auch schleichende Überdosierung kann unter Umständen zu Beschwerden, ernsthaften Organschäden oder sogar zum Tod führen.
Die Vitamin-Bezeichnungen mit Buchstaben und gegebenenfalls einer Ziffer, wie sie heute populär sind, wurden erst 1913 von einem amerikanischen Biochemiker eingeführt. Die Buchstabenfolge weist heute Lücken auf: Nicht alle Stoffe, die man zunächst für Vitamine hielt, waren wirklich welche.
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- Quelle: TEB | Foto: congerdesign, Pixabay License
- Erstellt am 05.02.2021 - 12:30Uhr | Zuletzt geändert am 05.02.2021 - 13:27Uhr
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