Mandaukaserne und andere leerstehende Großgebäude

Zittau, 19. Dezember 2015. "Was weg ist, ist weg!" - mit diesen Worten eröffnete der denkmalpolitische Sprecher der Landtagsfraktion von Bündnis 89/Die Grünen, Wolfram Günther, am Freitag, dem 11. Dezember 2015, eine zusammen mit dem bündnisgrünen Zittauer Stadtrat Matthias Böhm organisierte Veranstaltung zum Umgang mit leerstehenden größeren Denkmalen. Günther empfiehlt, leerstehende historische Bausubstanz mit einfachen Mitteln zu sichern und für spätere Nutzungen zu bewahren. Neben Günther und Böhm diskutierten Barbara Ditze vom Netzwerk Industriekultur Sachsen, Elke Fasler vom Stadtforum Zittau und René Nestler, Vorsitzender des Vereins "Freunde der Mandaukaserne Zittau" mit über 50 Besuchern.
Abbildung oben: Bei den Rüstarbeiten am Südturm der Mandaukaserne.

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Wie viel alte Bausubstanz können wir uns leisten?

Thema: Mandaukaserne

Mandaukaserne

Die burgartige Zittauer Mandaukaserne prägt das Stadtbild an der Peripherie der Innenstadt. 1869 fertiggestellt, wurde sie bis 1918 militärisch, anschließend vorwiegend zu Wohnzwecken genutzt. Seit 1997 steht der Bau leer.

Die Zittauer Schauburg, ehemals ein Top-Kino, dient als Beispiel für Günthers Argumentation. Thomas Göttsberger vom Stadtforum Zittau hatte sie gemeinsam mit zwei Mitstreitern erworben und notgesichert, ganz ohne konkretes Nutzungskonzept. Nun startet ein neues Eigentümerpaar und nutzt die Schauburg als Veranstaltungsort.

Göttsbergers Vorgehensweise iat nun wieder an der monumentalen Mandaukaserne zu erleben. Am Südturms wurde in den vergangenen Tagen ein Gerüst aufgestellt, um eine Notsicherung zu ermöglichen. Die dafür veranschlagten 10.000 Euro an Kosten für die Einrüstung und Sicherungsarbeiten schießt er vor, hofft aber auf Spenden. Dafür gab es reichlich Beifall und Unterstützung, so will nicht allein der Betreiber von Franke-Tank eine Spendenbüchse aufstellen.

Zur Frage aus dem Publikum, wie viele historische Großbauten sich Zittau angesichts sinkender Einwohnerzahlen leisten kann, zog Stadtrat Böhm einen Vergleich zur historischen Innenstadt "Wir werden sicher nicht für jedes Altstadthaus eine Nutzung finden. Dennoch muss die ganze Innenstadt als Ensemble gesichert werden." Rückendeckung erhielt Böhm dabei vom Bauingenieur Peter Luthardt, der früher in der Stadtverwaltung Zittau tätig war. Dessen Meinung nach würde der Abriss der Mandaukaserne eine städtebauliche Lücke zwischen Innenstadt und Südstadt reißen. Gerade wurde hier das Schlieben-Schulzentrum aufwendig saniert, die "Heimstätten" sind langfristig im Bestand gesichert. Auch die Funktion des Areals als Eingangstor für Besucher aus Polen und Tschechien müsse bedacht werden.

Barbara Ditze stellte zahlreiche Beispiele von Nachnutzungen großer alter Gebäude auch aus kleineren Städten vor und betonte, dass man junge Unternehmensgründer in ihren Büros häufig vor unverputzten Backsteinwänden sehe. Derartige alte Bausubstanz sei bei dieser Generation „in“ und in Leipzig schon vollständig belegt, sodass der Druck auf das Umland wachse. Mittelfristig könnte diese Nachfrage – aufgrund der interessanten Lage im Dreiländereck – auch nach Zittau schwappen: Das erste Zittauer Wächterhaus in der Inneren Weberstraße, das ehemalige Kaufhaus Messow, sei bereits komplett mit Künstlern und Freiberuflern belegt.

Der weit überwiegende Tenor im Publikum zielte in Richtung Erhalt der Mandaukaserne. Aufgrund ihrer Einzigartigkeit und Größe wurde auch kaum Konkurrenz zu bestehenden Einrichtungen, Angeboten oder Planungen gesehen.

Spendenkonto für die Mandaukaserne
Kontoinhaber: Freunde der Mandaukaserne e.V.
IBAN: DE17 1207 0024 0568 8833 60
BIC: DEUTDXXX
Deutsche Bank Zittau
Verwendungszweck: Notsicherung Südturm Mandaukaserne
Bei Adressangabe erfolgt die Zusendung einer Spendenquittung.

Kommentar:

Um Investoren und Nutzer anlocken zu können, muss ihnen eine verwertbare Ausgangssituation angeboten werden. Das deckt sich die Vorgehensweise von Thomas Göttsberger und Mitstreitern in Zittau mit der des iku in Görlitz.

Wenn aber mögliche Nutzungen diskutiert werden, kommt die schwierige Frage der wirtschaftlichen Tragfähigkeit auf den Tisch. Endgültig ist die jedoch in einer frühen Projektphase nicht zu beantworten, zu komplex sind die Einflussfaktoren, zu unsicher erwartete Verhaltensweisen aller Beteiligten und Betroffenen.

Dennoch: Möglichst frühzeitig müssen reine Hirmgespinste, die allein Ausdruck von Fantasie, aber nicht von Sachverstand sind, ausgesiebt werden. Je klarer das Konzept, um so sicherer fühlen sich Investoren. Und nur einzumotten in Hoffnung auf irgend eine spätere Nutzung ist auch keine Lösung, sondern programmierte Stagnation.

Zurzeit wachsen jedoch die Chancen auf den Erhalt der Mandaukaserne, das freut nicht nur die Zittauer und die Freunde der Stadt, unter Ihnen

Ihr Thomas Beier

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